TV & Radio
Nach dem Erfolg der ersten Staffel der Sci-Fi-Thrillerserie ‚Biohackers’, zeigt nun die Netflix-Produktion ‚Biohackers 2’, die 2021 ausgestrahlt wird. In den Hauptrollen werden wieder Luna Wedler und Jessica Schwarz zu sehen sein. Regie führt Christian Ditter und Tim Trachte.
Für die Produktion wurde das Kunstwerk ‚Die Bar’ ausgewählt.
Produktion / Production: Claussen+Putz Filmproduktion
Lingen Ems, 04.09.2017 – 09:25 Uhr
LWH stellt Werke von Dikla Stern aus
Das Ludwig-Windthorst-Haus ist vor allem für seine zahlreichen Angebote im Bereich politisch-religiöser Erwachsenenbildung bekannt. Aber im LWH gibt es auch immer wieder wechselnde Ausstellungen. Zurzeit werden dort Werke einer Künstlerin gezeigt, die schon in New York, Brüssel und Florenz ausgestellt hat. Mit der Werkschau in Lingen schließt sich aber ein Kreis. Warum? Das hat ems-vechte-welle-Reporterin Inga Graber die Künstlerin Dikla Stern gefragt.
Altes Land” ist eine UFA FICTION-Produktion für das ZDF. Der ZDF-Zweiteiler ist eine Verfilmung des Romans von Dörre Hansen und wurde mit Prominenten wie Iris Berben, Maria Ehrlich, Nina Kunzendorf, Peter Kurt, Milan Beschäl, Matthias Matschke, Svenja Liesau und vielen anderen besetzt. Regie führte Sherry Hormon. Für den Film wurde das Kunstwerk “Weltenkinder” / 2014 ausgewählt. Der Film wurde 2019 gedreht und 2020 ausgestrahlt.
Ab September 2014 wurde der Bestseller FUCKING BERLIN von Sonja Rossi, der sich über 2 Jahre an der Spitze der Bestsellerlisten gehalten hat, verfilmt. Mit dabei sind auch die Arbeiten “Lilith” und “Nazi-Braut”.
Der Film ist während des Film Festivals in Cannes am 16. Mai 2016 um 12.00 Uhr im Cannes Film Festival, Marché du Film, Palais du Festival, Riviera 1, zu sehen.
Kinostart Deutschland: 08.09.2016
– english –
Stern’s works in “Fucking Berlin”
From September 2014 the movie of the bestseller FUCKING BERLIN by Sonja Rossi was made, which had been at the top of the bestseller lists for more than 2 years.
The movie will be shown while the Film Festival in Cannes at 16th of May, 2016, 12 noon at Marché du Film, Palais du Festival, Riviera 1.
Shown in german cinemas: September 8th, 2016.
Produktion/ Production Arenico:
Berlin, © Oktober 2014/ Ausgabe 70, Michael Rädel
LE GRAND OPENING
Was ist weiblich, was ist männlich? Oder gibt es gar keine Zweigeschlechtigkeit, sondern nur Mischformen? Ein Thema, dessen sich auch die Künstlerin Dikla Stern schon angenommen hat. Ihre Werke zeigen oft Schönheiten, deren Geschlecht nicht eindeutig einzuordnen ist. Oder man denkt, dass das Geschlecht klar zu erkennen ist, und liegt falsch. In ihrer Ausstellung LE GRAND OPENING in Mein Haus am See in Berlins hipper Mitte werden diese und andere Werke ausgestellt. Der Eintritt ist frei!
WAS IST DAS GROSSE THEMA DEINER AUSSTELLUNG?
In LE GRAND OPENING geht es um das große Ganze aus verschiedenen Blickwinkeln. Wie der französisch-englische Titel in Verbindung mit der Arbeit “Werk 324/Sieben” zeigt, gibt dieser einen Hinweis auf das, was folgen könnte. Nämlich einen ernsten und gleichzeitig satirischen Blick von und über die wahrgenommene Welt, sowohl aus einer intellektuellen als auch emotionalen Perspektive. Es geht um das Erleben, das gefühlte Außen und das Erfassen von Stimmungen. Es geht um Beobachtung und Schlussfolgerung, Charaktere und Deutungen und das Zurückgeworfenwerden auf sich selbst, weniger um methodische Vorgaben und Thematiken.
DEIN BILD “WELTENKINDER” ZEIGT KEINEN MANN, ODER?
Ob “Weltenkinder” eine Frau ist? In “Weltenkinder” geht es vorrangig um Menschenwesen mit ihren vielen verschiedenen Anteilen, per se erst mal nicht definiert. Es bleibt frei, ob man ein geschlechtsloses Wesen sehen möchte, einen Mann mit gelebten weiblichen Charaktereigenschaften, eine Frau in männerbehafteten Verhaltensweisen, einen Asexuellen oder eine Kombination aus weiblichen und männlichen Anteilen in verschiedenem Maße in einer Person. Also aus dem, was alle Menschen in verschiedenen Kombinationen besitzen und es entweder zeigen wollen, dürfen oder können.
GLAUBST DU AN DIE ZWEIGESCHLECHTIGKEIT?
Für mich existiert vorab auf der einfachsten Stufe nur ein biologischer Unterschied von Frau und Mann in verschiedener Ausprägung der Geschlechtsmerkmale mit dem dazugehörigen genetischen Einfluss (verschiedenen Anteilen und biochemischen Abläufen) und wiederholenden, teilweise ähnlichen Strukturen und Verhaltensweisen in der Basis. Danach hört für mich die Unterscheidung auf. Von da ab zählen soziale Strukturen, Gesellschaftsformen, politische Ideologien und die daraus resultierende “gesellschaftliche Zweigeschlechtlichkeit”. Aber das Innere eines jeden Einzelnen ist weitaus mehr als nur eine Unterteilung in “Mann oder Frau”. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in circa vierzig Generationen diese Begriffe und Aufteilung nicht mehr geben wird. Die Aufteilung Mann/Frau ist eine Diskriminierung genauso wie die Begriffe schwul/lesbisch. Wenn man aber erkennt, dass wir alle gleich sind, mit verschiedenen Anteilen, dann wird man vielleicht sagen: “Das ist Mensch – männlicher Natur mit starkem männlichen/weiblichen Anteil”, oder “Das ist Mensch – weiblicher Natur mit starkem weiblichen/männlichen Anteil”, unabhängig von der sexuellen Orientierung oder Anzahl der Partner und dem Lebensmodell für beide Geschlechter. Dabei gibt es weder richtige noch falsche Identitäten – nur verschiedene.
DIKLA STERN: LE GRAND OPENING, BIS 8. OKTOBER, MEIN HAUS AM SEE (MHAS), BRUNNENSTR. 197 – 198, U ROSENTHALER PLATZ/ ECKE TORSTR., EINTRITT FREI, FINISSAGE: 8. OKTOBER, 19 UHR.
Berlin, © VBKI, # 236, 64th year, 4th quarter 2014
Dikla Stern – Contemporary Art
Exhibition: LE GRAND OPENING!
17. SEPTEMBER – 14. OKTOBER • Finissage, Dienstag 14. Oktober 2014, 19 Uhr
Mein Haus am See, Brunnenstraße 197-198, 10119 Berlin – Mitte/ U8 Rosenthaler Platz
Öffnungszeiten: 0-24h, www.mein-haus-am-see.blogspot.de.
© kreuzer-leipzug, 1113, November 2013, Franziska Reif
Rosa oder Hellblau – Frauen und Männer spiegeln sich in einer Doppelausstellung
Ein neuer Spirit: Geschlechterfragen in der Galerie Potemka
Warum geht frau in die Sauna und zeichnet Schwänze ab? Vielleicht, weil sie ihr (weibliches) Selbstverständnis ergründen will. Dies jedenfalls war das Ziel der Doppelausstellung “Du bist mein Spiegel” in der Galerie Potemka, in deren erstem Teil die Sauna-Arbeiten bis Mitte Oktober zu sehen waren. Die Gemächtzeichnungen zeigen wohl, dass die Siebziger fern sind: Während es damals noch um Selbstverortung ging und die Erkenntnis, dass Geschlecht politisch ist, herrsche nunmehr “ein neuer Spirit”, wie es Galeristin Lu Potemka formuliert. Die Kämpfe scheinen ausgefochten, einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zufolge haben zwei Drittel der Männer genug von Gleichberechtigung und eine Minderheit von ihnen fühlt sich gar benachteiligt. Die Antwort auf die als belastend empfundene Gleichstellung lautet interessanterweise: Es darf wieder essenzialisiert werden.
Die erste Hälfte der Doppelausstellung heißt, ganz im Sinne des “neuen Spirits”, Girls-Ausstellung. In den Räumen steht neben einem Buchstabengerüst und großformatiger Malerei, eine Skulptur, die mit Solidarität beginnt und im Paradies endet. Die Themen: Körper, Liebe, Häuslichkeit, Schönheit, Popkultur und die große Politik. Alte Insignien der Bürgerlichkeit werden umdekoriert und umkodiert; wo früher Diskurs war, ist nun Gefühl.
Emanzipation her oder hin, es herrscht Geschlechterunsicherheit, konstatiert Galeristen Potemka, auch im Kunstbetrieb. Dass Männer ihre Kunst ausstellen, sei normal, bestätigt auch die Kuratorin der Boys-Ausstellung, Patricia Oppenheimer. Frauen seien jedoch nach wie vor eher im Hintergrund. Insofern sei eine reine Männerausstellung überhaupt nichts Besonderes, eine reine Frauenausstellung dagegen eher eine Ansage. Es müsse weitergedacht werden, gefragt werden, warum das so ist. Das typisch Weibliche- was immer das wäre – lässt sich in der Girls-Ausstellung nicht bestimmen. Offensichtlich wird, dass Unterschiede wohl vor allem zwischen den Individuen und weniger zwischen den Beinen zu suchen sind. Eine Geschlechtszuweisung anhand der Ästhetik jedenfalls gestaltet sich schwierig. Oppenheimer hat lediglich beobachtet dass die Künstler der Boys-Ausstellung sich mit der Emotionalität schwertun, eher Trash und Cooles liefern. Außerdem verzeichnet sie einen auffälligen Hang zu Großformaten. Und schließlich gestaltet die Boys-Ausstellung sich gar nicht als “rein”, weil auch jemand mit nicht festgelegtem Geschlecht dabei sein wird. Vielleicht ist das die wahre neue Geschlechterunsicherheit.
“Du bist mein Spiegel”: Boys ab 31.10., Galerie Potemka.
Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gundlach Gruppe, © Redaktion Natalie Köster (Ltg.) 1/2014
Künstlerin Dikla Stern fertigt einen Kunstdruck bei Klingenberg
Auf der Suche nach einem geeigneten Re-Produktionpartner für Ihre Arbeit “Die Nazi-Braut” fiel die Wahl der Künstlerin Dikla Stern auf die Druckerei Klingenberg Berlin. Für den Geschäftsführer Bernd Neumaier und den Machinenführer Markus Dudzinski wurde dies zu einem Besondern, nicht alltäglichen Erlebnis. Denn die Druckabstimmungen mit Dikla Stern sind anders. Kreativporzesse mit der Beteiligung von Agenturen sind bei der Gestaltung und Herstellung eine geübte Routine bei Klingenberg Berlin. Liegt dann doch der Fokus auf Farbvorlagen und gilt es Andrucke unter dem einsatz modernster densitometrischer und farbmetrischer Messtechnik punktgenau zu treffen, zeigt Dikla Stern eine zusätzliche Dimension (oder Perspektive) auf.
Eine aufstrebende Berliner Künstlerin und ihr Werk
Die Berliner Künstlerin ist ein Unikat. Zwischen verschiedenen Städten pendelnd, in mehreren Sprachen gleichzeitig denkend, mit einem fundiertem Studium im Praktischen und Theoretischem und zusätzlichen Erfahrungswerten am Theater, Film und TV sowie bei klassischen Agenturen in Deutschland, Polen und Israel, verwundert es nicht, die in 1972 geborenen Dikla Stern im “heutigen Berlin” anzutreffen. Aus Begegnungen mit Künstlern wie Ari Folman, Achim Freyer, Jürgen Holtz oder Tadeusz Wilkosz sammelte sie Erfahrungen, die sie nicht missen möchte. Nach einem künstlerisch ausgerichtetetn Studium im Grafikdesigm am Avni-Institut in Tel Aviv folgt ein Masterstudiengang in Kommunikationsdesign an der Hoschule Mannheim, den sie mit der Publikation “Überwachen und Strafen – Das Geschäft mit der Angst, von der Marter bis zur biopolitischen Gesellschaft” abschließt. Neben Einzel- und Gruppenausstellungen in Berlin, Leipzigm New York, Stockholm, Florenz und Mannheim und künstlerischen Projekten befinden sich einige ihrer Arbeiten bei Privatpersonen, Firmen und Galerien in Deutschland, Israel, Luxemburg, Schweiz, Frankreich und den Staaten.
Leinwand als Selbstreflexion – Materie als Kommunikationspartner
Das Erschaffen einer Arbeit zieht Reflexion nach sich. “Tote Materie” alias Leinwand bietet eine umfangreichere Aufgabe. Arbeiten, stoppen, betrachten, vergleichen, ändern, lassen, stoppen oder weiter. Waren anfänglich Charakterstudien im Fokus, das ERfassen des Gegenübers um als Multiplikator zwischen diesem und der Leinwand zu agieren, sind die neuen Arbeiten auf das Bizarre, das Urbane, das Architektonische aus zeitgenössischer Berliner Sicht fokussiert und passen somit sehr gut zu dem großformatigen Drucker Klingenberg Berlin. Den Blick für das Wesentliche zu schärfen und die verschiedenen Strukturen in der Anwendung von Farbe, Form und Material zu entwickeln, um neue Wahrnehmungen zu schaffen und dadurch einen Blickwinkel auf die Welt zu erhalten, ist das Ziel von Dikla Stern. Der Rezipient wird mit den Arbeiten konfrontiert und letztendlich zu einer Stellungnahme aufgefordert.
Wirkung und Gefühl, Wahrnehmung statt Messtechnik
Wie schon in Walter Benjamins Text “Das Kunstwerk im zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit” erwähnt, entfallen bei der technischen Reporduktion eines Kunstwerks Faktoren wie die Aurea, die Sinneswahrnehmung der Echtheit sowie die Einmaligkeit, die mit der Schaffung eines Kunstwerks einhergehen. Die technische Reproduktion eines Kunstwerks, also der Versuch möglichst nah das Original wiederzugeben, ist als Abbild zu verstehen, losgelöst von Traditionellen, losgelöst vom Ort und dem Ritual. Es ist eingeständig und bedient eine eigenen Funktion – den individuellen Kunstgenuss. Die Duplikation der Duplikation der Duplikation erfährt eine ständige Aktualisierung ihrer selbst. Aber die eigentliche Aktualisierung ist das Wissen über das Original, welches der Reproduktion vorausgehen muss. Bei der Druckabstimmung für den Kunstdruck fertigte Der Maschinenführer Markus Dudzinski in gewohnter Manier einen ersten Abzug mit Standardfarbwerten an. Der weitere Prozess ging jedoch weit über die übliche Reproduktion hinaus. So wurde die Abstimmung, die eine Gefühlskomponente impliziert, genau durchgeführt. Es wurden drei verschiedene Farbabzüge hergestellt, die sich nur in gewissen, kleinen Farbnuancen unterschieden. So wurde die Wirkung aus verschiedenen Betrachtungsabständen und band Markus Dudzinski und Bernd Neumaier immer wieder in diesesn Kreativprozess ein. Was am Anfang eher wie ein iterativer Prozess erschien, war am Schluss visuell stimmig und schlüssig – und hat Klingenberg Berlin eine ganz neue Arbeitsweise und den Weg in ein neues Feld, zu weiteren künstlerischen Aufträgen geebnet.
© December 2013/ Av Lizzie Oved Scheja, Regissör och skapare av internationella kulturprogram/ Foto: Luciano Mortula/ Shutterstock.com
Festen Fortsätter I Berlin
De kom från alla håll för att fylla tomrummen. Övergivna Stasibyggnader, fängelser och industrier fylldes av dans, utställningar och musik. Men när kulturscenen lockar boende och affärsliv till Berlin är det också slutet för de billiga ytor som gjorde allting möjligt.
BERLIN HAT VARIT en tummelplats för alla slags konstutövare från hela världen. Under 1990-talet och det tidiga 2000-talet präglades staden av en energi som ingen annan plats i Västereuropa. Muren hade fallit, och Berli såg ut att bli Europas nya kulturella nav. Hur ser det ut i dag? Håller kulturen på att stelna i takt med att staden förändras? Detta har jag åkt till Belrin för att ta rede på. Jag möter människor från alla delar av det kulturella spektrumet som är engagerade i Berlins kulturscen. De år socialt medvetna och pråglas av avant gardetänkande, men de är varkan radikala eller anarkister; de är konstnärer, musiker, politiker och entreprenörer, är vanligtvis framgångsrika och har det rätt bra. Snart ett kvarts sekel efter murens fall har Berlin, som varje stor metropol, utvecklats enormt. Det är en utveckling som delvis har stött på betydande motstånd. Stora delar av den oberoende konstscenen har mobiliserats i protester. Men medan globaliseringen som begrepp brukar ge upphov till kritik, välkomnas dess effekter av de flesta jag möter. Nya impulser och tankesätt behövs för att kunna behålla stadens kreativa klimat. Förvånansvärt nog är ett alldagligt begrepp ständigt återkommande i alla mina samtal: Space – yta, eller rymd – eller rättare sagt det överflöd av ytor som erbjöds åt kulturskapare efter murens fall. Detta lockade kulturarbetare från alla håll. En Stasibyggnad konverterad till ateljéer, ett fängelse omgjort till museum, en bunker som blev ett technohus. Det fanns en politisk vilja att fylla de övergivna inträttningarna och skapa ett nytt, gemensamt narrativ i den enade staden. Så är det inte längre, nuförtiden säljs byggnader för kommersiella ändamål. Alla verkar överens om att det är så här det är. Att festen kanske är slut. Detta upprör och oroar många. Den yta som funnits tillgänglig är intimt förknippad med föreställningen om oberoende, fritänkande, gränslös kreativitet, obundenhet och kulturellt entrprenörskap. Berlin är i sig självt yta, rymd.
VI, KONSTNÄRERNA OCH MUSIKERNA, ÄR STADENS FRÄMSTA TILLGÅNG: DET SOM GÖR STADEN ATTRAKTIV. SOM VÅR BORGMÄSTARE (KLAUS WOWEREIT) BRUKAR SÄGA: BERLIN ÄR “FATTIGT MEN SEXIGT”. Hur behåller man den naturliga färdrigtningen för en stad som bygger på en sådan grund? JAG TRÄFFAR TRE framgångsrika konstnärer – Dikla Stern, Jenny Michel och Nadja Milenkovic. Alla tre förhåller sig till vår uppfattning om just yta i sina verk. Milenkovic går längst – alla hennes verk går ut på att utforska olika slags yta. Michels installationer synar begreppet utveckling. Ett av hennes verk ifrågasätter exempelvis den konventionella uppfattningen av Paradiset.
– När vi pratar om Paradiset kommer man att tänka på bibliska föreställningar, eller får bilder i huvudet från resekataloger om den perfekta semestern vid stranden. - Jag anser att vi måste ifrågasätta och utmana sådana gemensamma föreställningar. Jag kallar mitt verk: Krossa Utopin. Sterns verk är uttrycksfulla, med en agressiv och sexuell touch. Hon undersöker föreställningar om kontroll och straff. Hennes verk Nazistbruden är ett exempel på en sådan genomlysning. - Jag tror inte att konstnärens roll är att söka i sitt inre i något slags psykologisk process, utan att ha uppmärksamheten riktad utåt och reflektera över sociala villkor. Berlin ger många sådana möjligheter genom sin stökiga historia….
© Exhibition catalogue, SUPERMARKET 2013, Kulturhuset Stockholm, 15-17 February 2013
Microwesten Berlin/Munich, Germany
Greetings from West
Kim Dotty Hachmann & Steffi Simmen. “Alpha Indie 2”. video loop. 5:00 min. 2012
Dikla Stern. “Brave New World”. acrylic on canvas. 150 x 100 cm. 2008
Kenneth Pils. “Dwelling”. Plaster/ mixed media. 30 x 15 x 15 cm.
Julia Hürther. “Columbus”. acrylics on canvas. 40 x 50 cm. 2012.
Veronika Dünßer-Yagci. “Austrian Roundabout”. short film. 2:23 min. 2012
Bertram Schilling. “Long Forgotten Friend”. collage. 2008
Matthias Roth. “Trip into the Green”. c-print. 2012.
Klappe auf – Musik, Nachtleben, Film Theater, Kunst & Lokales in der Region Karlsruhe
19. Karlsruher Künstlermesse
Ein mit Stoff verhüllter menschlicher Kopf kündigt die 19. Karlsruher Künstlermesse an. Mit dem Motiv gewann die Kommunikationsdesignerin Yvonne Bayer den diesjährigen Plakatwettbewerb zu der Ausstellung. Die 1983 geborene Absolventin der Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG) befasst sich seit längerem mit dem Tarnen und Verhüllen, sowohl gedanklich als auch in Kunstaktionen.
In dem gemeinsam mit Sabina Keric entwickelten und ausführten Projekt “Urban Camouflage” kostümieren sich die beiden Künstlerinnen mit dem Warenbeständen von Supermärkten, Möbelhäusern, Bau- Bau und Getränkemärkten, bis sie in ihrer Mimikry-ähnlichen Anverwandlung nahezu in der gewählten Umgebung verschwinden. “Die Menschen regieren meist überrascht, manche erschrecken, andere lachen oder sind so irritiert, dass sie versuchen uns zu ignorieren”, erzählt Bayer. Zu ihrem Plakatmotiv bietet die Designerin verschiedene Auslegungsmöglichkeiten an, so könnte es sich um einen Künstler handeln, der sich noch nicht zeigt, oder um ein Kunstwerk, das erst in der Ausstellung zu sehen sein wird, auch an die althergebrachte Form einer feierlichen Denkmalenthüllung ließe sich gedanklich anknüpfen, denn wovon das Plakat auf der Straße schön kündet, ist erst ab dem 18. Juni anzuschauen.
Die Jury, der neben anderen der frisch gekürte Direktor des Museum für Neue Kunst im ZKM Andreas Beitin und Kunstakademie-Dirketor Erwin Gross angehörten, entschied sich für Arbeiten von Anna Andris, Andreas Friedrich, Martin Stehle, Thomas Bergauer, Inga Holst, Dikla Stern, Natascha Brändli, David Jungnickel, Sandro Vadim, Selket Chlupka, Kristina Köpp, Petra Weiner-Jansen,Almut Ebrecht, Maren Ruben, Edel Zimmer, Holger Fitterer, Marianne Schmidt, Achim Gohla und Alexander Habisreutinger. Sie werden während der von der Stadt und dem BBK (Bezirksverband Bildender Künstlerinnen und Künstler) ausgerichteten Messe anwesend sein, um Kunst- und Kaufinteressierten Fragen rund um ihre Bilder, Zeichnungen, Radierungen, Fotografien, Videoarbeiten, Installationen, Objekte und Skulpturen zu beantworten.
Unterhaltsame und informative Kunstvermittlung bietet auch das erweiterte Begleitprogramm: Am 19., 11.30 Uhr, stellt die Leiterin des Kunstbüros Baden-Würtemberg Ramona Dengel ihre Aufgabe vor, unter dem Motto “Reingeschnuppert” gibt es am 19., 15 Uhr, und am 20., 11.30 Uhr, Führungen durch die Künstlermesse, und eine literarisch-musikalische “Verführung zur Kunst” unternehmen Birgit Bücker, Reiner Möhringer und Uli Kofler am 19., 17 Uhr, und am 20., 15 Uhr.
Fr. 18. (Eröffnung 19 Uhr) sowie Sa 19 +So 20.6., jeweils 11-20 Uhr, Regierungspräsidium am Rondellplatz, Karl-Friedrich-Straße 17, Karlsruhe.
Foto:
Dikla Stern, DIE NAZI-BRAUT, Acryl auf Leinwand, 200 cm x150 cm, 2008 David Jungnickel, “Im Garten Sonderbar”, 60 x 85 cm, 2009, Öl auf Leinwand Anna Andris, “Tynnered”, Tusche auf Papier, 2009.
© Karlsruhe und Region 15. Juni – 14. July 2010/ Nr. 58
Künstlermesse
Kunst sehen, hören und nicht zuletzt auch käuflich erwerben können die Besucherinnen und Besucher der 19. Karlsruher Künstlermesse im Regierungspräsidium am Rondellplatz. 19 Künstlerinnen und Künstler aus Karlsruhe und der Region präsentieren an diesem Wochenende ihre von einer hochkarätigen Fachjury ausgewählten Arbeiten, darunter auch Studierende der höheren Semester einer Kunsthochschule. Mit dabei sind diesmal Anna Andris, Andreas Friedrich, Martin Stehle, Thomas Bergauer, Inga Holst, Dikla Stern, Natascha Brändli, David Jungnickel, Sandro Vadim, Selket Chlupka, Kristina Köpp, Petra Weiner-Jansen, Almut Ebrecht, Maren Ruben, Edel Zimmer, Holger Fitterer, Marianne Schmidt, Achim Gohla und Alexander Habisreutinger, das Spektrum ihrer Werke umfasst Bilder, Zeichnungen, Radierungen, Fotografien, Videoarbeiten, Installationen, Objekte und Skulpturen.
Wer den von der Stadt Karlsruhe ausgelobten “Preis der Karlsruher Künstlermesse” in Höhe von 4.000 Euro erhält, entscheidet die Fachjury kurz vor Eröffnung der Messe. Jene findet am 18.6. um 19 Uhr statt; dann kann die Messe am Sa, 19. und So, 20.6. jeweils von 11-20 Uhr bei freiem Eintritt besucht werden. Eine musikalisch-literarische Kunstführung gibt es am Samstag um 17 Uhr und am Sonntag um 15 Uhr mit Birgit Bücker (Rezitation, Chanson), Reiner Möhringer (Klarinette, Saxofon, Gesang) und Uli Kofler (E-Piano). – bes
© Das Magazin für das Rhein-Neckar-Delta, September 2011
Vernissage: Dikla Stern
“Existentiell. Deutsch. Jüdisch. Intellektuell. Underground. Art. Rock`n`Roll”, so beschreibt sich Dikla Stern selbst. Die 1972 in Israel geborene Künstlerin präsentiert ihre neueste Arbeiten “aus Jerusalem, der Wüste und mehr…”. Ihre Ausstellung “Eine Reise nach Jerusalem mit Pinkelpause in der Wüste” ist dabei zugleich ein Reisebericht. Dikla Stern lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin und Grafikerin in Mannheim, Berlin und Tel Aviv. (Galerie Stoffwechsel, Mannheim, 11 Uhr)
Foto: Dos/ “Eine Reise nach Jerusalem mit Pinkelpause in der Wüste.” So lautet der Titel von Dikla Sterns neuesten Arbeiten, die sie inder Mannheimer Galerie Stoffwechsel ausstellt. Es ist eine art Reisebericht, in dem sie Israel als kritische Beobachterin analysiert und beschreibt (11.9. bis 23.10.)
© Scala, Dezember 2005
Zur Ausstellung”SPRACH-LOS” lädt der Bezirksverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Region Mannheim e.V. (BBK) ab 15. Dezember (Vernissage ist um 19 Uhr) nach A3 in die Universitätsbibliothek ein. Sechs Künstlerinnen und Künstler zeigen Ihre Positionen zum Thema. Marlis Jollivet, Rainer Negrelli, Sonja Scherer, Gisela Späth, Dikla Stern (siehe unser Bild) und Fritz Stier (Infos: www.bib-uni-mannheim.de/ aktuelles).
© Montag, 30. August 2021
– Rhön –
„Die Sterne von Geisa“ rütteln wach
Eine beeindruckende Kunstausstellung mit dem Titel „Die Sterne von Geisa“ öffnete am Freitagabend in der Rhönstadt ihre Türen. Die Berliner Künstlerin Dikla Stern gibt einen Einblick in ihr schaffen.
Von Ilga Gäbler
Geisa – Geisaer, Förderer, Sponsoren, Freunde und Bekannte der renommierten Künstlerin haben sich in der Anneliese Deschauer Galerie eingefunden. Dikla Sterns Werke sind in Sammlungen und Galerien in Europa, in USA, in ihrem Geburtsland Israel und nun mehr auch in Geisa zu sehen. Extra aus Tel Aviv ist aus diesem Anlass der Vater der Künstlerin, Roni Stern, angereist. Und Antje Neiße vom Förderverein Kunst, Kultur und Wissenschaft Geisa, der gemeinsam mit der Stadt diese Ausstellung ausrichtet, kann neben Wartburgkreis-Landrat Reinhard Krebs auch Ehrenbürger Werner Deschauer aus Bochum willkommen heißen.
Es war wohl das Zusammentreffen mehrerer glücklicher Umstände, das diese Exposition ermöglichte. Fördervereinsmitglied Sylvia Möller berichtet den Gästen sehr lebendig über eine Reise von Geisaer Einwohnern mit Pfarrer Uwe Hahner nach Israel, die 2010 alles ins Rollen brachte. Dikla Stern Bruder aus Tel Aviv hatte sich damals bei Sylvia Möller nach seinen Vorfahren in der Rhönstadt erkundigt. Beiläufig erzählte sie ihm von der geplanten Tour ins Heilige Land. Als die Geisaer in Jerusalem eintrafen, bekamen sie plötzlich Besuch aus Tel Aviv. Dikla Bruder, ihr Vater und ihre 93-jährige Großmutter überraschten die 50-köpfige Gästegruppe aus der Rhön .Großvater Albert Stern, der 1916 in Geisa das Licht der Welt erblickte, lebte nicht mehr. Aber seine Frau erzählte den Thüringern, ihr Mann habe sehr darunter gelitten, dass er Geisa nach seiner Flucht vor den Nazis nie wiedergesehen habe. Sylvia Möller erinnert sich: „Frau konnte deshalb nicht anders, sie musste mit uns Geisaer reden.“
Viel später kam der Kontakt mit der Enkelin Dikla Stern zustande. Sie lebt in Berlin und ist als freie Künstlerin, Grafikdesignerin und Kunstdozentin tätig. Nach einer Anfrage 2018, ob sie ihre Werke auch. Mal in Geisa zeige, brachte sich die Stadt mir ihrer Bitte erneut in Erinnerung. Sylvia Möller freut sich mit den Gästen der Ausstellung: „Diesmal hat sie ´Ja` gesagt. Für uns ist das eine große Ehre.“
Auch Dagmar Nicklich vom Förderverein – und Kunstlehrerin – unterstreicht, als sie vors Mikrofon tritt: „Wir sind stolz darauf, dass eine so bekannte Künstlerin in unser kleines Geisa kommt.“ Als Laudatorin stellt sie dem Auditorium Dikla Stern und ihre Arbeiten vor. Sie vergleicht die Künstler mit Seismografen, die spüren, was sich in der Welt und Inder Gesellschaft bewegt. „Sie trauen sich, den Finger gesellschaftskritisch in die Wunde zu legen.“ So zeigte Dikla Stern als Vertreterin der Pop art Schwächen der Gesellschaft auf: das unbändige Konsumdenken, den Umgang mit den sozialen Medien oder etwa die viel kritisierte Waffengesetzgebung in den USA. Dagmar Nicklich fordert die Gäste auf, sich die Bilder anzuschauen. Position zu beziehen und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Man kann eine Nadel fallen hören, als die Künstlerin selbst das Wort ergreift. Und es ist zu spüren, welch großen Glück sie empfindet, dass sie ihre Arbeiten in Geisa, in der Heimat ihrer jüdischen Vorfahren, zeigen kann. Es gebe ihr Gelegenheit die Vergangenheit in das Jubiläumsjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ einzubeziehen. Das tut sie sehr authentisch mit Dokumenten und Fotos, die früheres jüdisches Leben in der Stadt abbilden. Und Sie tut es mit Auszügen aus Briefen ihres Großvaters, der vor den Nationalsozialisten nach Israel flüchtete. Vor diesem Hintergrund und nach verschiedenen Stationen in Deutschland, Israel und den USA entwickelte die Enkelin ihr Schaffen als freie emanzipierte Künstlerin. „Hätte mein Großvater nicht überlebt, würde es mich heute nicht geben.“ Mit ihrer Werken schlägt sie eine Brücke von der Vergangenheit in das Heute, setzt sich wider Gesellschaft, mit acht und Unterdrückung, Recht und Freiheit auseinander. Dabei bedient sie sich der „Political Satirical Pop art“, über die sie sagt:“Diese Kunst ist schrill, wild und unkonventionell. Und so bin ich auch.“
Nachdem Fördervereinsvorsitzende Doris Heim die Exposition eröffnet hat und die letzen Töne von „Ich gehör nur mir“, gespielt von René Bachmann-Wießner, verklungen sind, könnten sich die Gäste während eines Rundgangs selbst ein Bild machen. Zu Beginn zieht die Besucher gleich das Diptychon „Brother & Sister“ in den Bann. Es zeigt die populärsten und meistgekauften Waffentypen in den USA, demonstrativ positioniert auf der US-National-Flagge. Es wirft die Frage auf: Was muss geschehen, damit sich überkommende Vorstellungen verändern?
Das Gemälde „HashtagJesus“ stellt ein überdimensionales Hashtag, ein Zeichen aus der Social-Media-Sprache, dar. An einem senkrechten Balken des Doppelkreuzes ist der gekreuzigte Jesus zu sehen. Dabei kommt der Gedanke auf: Sind die sozialen Medien die Religion des 21. Jahrhunderts?
Dikla Stern erklärt zu ihren Werken: „Ich hebe kritische Zustände durch Übertreibung hervor und projiziere meine Wahrnehmung unserer alltäglichen Realität anhand von Sujet und Titel überspitzt auf Personen oder Objekte.“ Dabei sind „Brother & Sister“ sowie „HashtagJesus“ nur zwei von insgesamt 16 Bildern und Collagen, die sie in der Anneliese Deschauer Galerie bis zum 8. Oktober präsentiert.
Emotional berührt die Besucher woh jener Teil der Ausstellung, der der Familien-Geschichte der Sterns gewidmet ist. Es sind vor allem die Fotos, die emphatisch die Alltag der jüdischen Familie und das gute Zusammenleben mit Nachbarn, Bekannten und Freunden in Geisa bis zur Machtübernahme Hitlers nachempfinden lassen. Die Sterns betrieben damals einen Vieh- und Pferdehandel. 1942 wurden die Ur-Großeltern von Dikla Stern von der Gestapo auf einen Transport nach Polen geschickt und 1943 auf dem jüdischen Friedhof in Belzyce ermordet. Großvater Albert kam von 1933 bis 1936 nur noch besuchsweise in die Rhönstadt.
Er arbeitete unter anderem als Heizer in einem jüdischen Krankenhaus in hamburg. 1938 floh er über die deutsch-belgische Grenze. Ein Schuss der Grenzpolizei verletzte ihn am Arm. Zum Glück fand er aber Menschen, die ihm halfen. Auf einem Frachtdampfer gelang ihm schließlich 1939 die Überfahrt nach Palästina. Er heiratete und lebte dort bis zu seinem Tod. In einem der gezeigten Brief-Fragmente schreibt er über seinen Traum, „wieder einmal durch Geisa Gassen zu gehen und mit alten Bekannten zu reden“. Dieser Traum erfüllt sich nicht.
Aber seien Enkelin kam wieder. „Ich schließe den Kreis“, sagt sie. Immer wider tauchte Geisa in den familiären Unterhaltungen auf. „Mir war klar, dass ich einmal dorthin fahren werde“, betont die Künstlerin. Mitgebracht hat sie in die Rhönstadt eine Collage, in der sie die Stadt reitend auf einem Pferd erreicht. Sie unterstreicht: „Ich habe mich mit Geisa und der Geschieht meiner Familie künstlerisch auseinandergesetzt.“ Entstanden sind am Ende diese Sonderanfertigung „Die Sterne von Geisa“ für die Ausstellung und davon zehn Handsiebdrucke, die erworben werden können. Eines aber ist Dikla Stern besonders wichtig, die Menschen darüber aufzuklären, dass Juden in Geisa lebten und dass niemand umhin kommt, heute deren Geschichte für sich selbst zu reflektieren.
Foto 1:
Mit der Künstlerin Dikla Stern (3. von links) vor deren Bild „Trophy“ im Gespräch in der Anneliese Deschauer Galerie in Geisa: Fördervereinsvorsitzende Doris Heim (links), Laudatorin Dagmar Nicklich (2. von links), Wartburgkreis-Landrat Reinhard Krebs (2. von rechts) und Simon Ortner von der Partnerschaft für Demokratie „Denk bunt im Wartburgkreis“ (rechts).
Foto 2:
Roni Stern, der Vater der Künstlerin, war zur Ausstellungseröffnung von Tel Aviv nach Geisa gekommen. Mit Doris Heim (links) sprich er über seinen Vater Albert Stern, der 1916 in Geisa geboren wurde. Rechts i mBild sind Fotos von Albert Stern nach dem Neuanfang in Israel zu sehen.
Collage:
Diese Collage „Die Sterne von Geisa“ fertigte Dikla Stern eigens für die Ausstellung in der Rhönstadt an.
https://www.insuedthueringen.de/
© 22.07.2021
DIKLA STERN UND DIE STERNE VON GEISA
Die Berliner Künstlerin Dikla Stern stellt vom 28. August bis 8. Oktober 2021 anlässlich des Jubiläumsjahres „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ ihre Werke in der Anneliese Deschauer Galerie Geisa aus.
Geisa – In der retrospektiven Ausstellung „Die Sterne von Geisa“ stellt die in Berlin lebende Künstlerin Dikla Stern neben gesellschaftskritischer Malerei und Collagen der letzten zehn Jahre auch eine für die Ausstellung in der Anneliese Deschauer Galerie produzierte Sonderanfertigung vor. Die Stadt Geisa und der Förderverein Kunst, Kultur und Wissenschaft Geisa e. V. richten diese Sonderausstellung gemeinsam aus und informieren darüber in einer Pressemitteilung. Die Vernissage ist am Freitag, 27. August, um 19.30 Uhr. Die musikalische Umrahmung übernimmt René Bachmann-Wießner.
Die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft im Spannungsfeld von Macht und Unterdrückung, Recht und Freiheit, ist teils diskret, aber auch ganz direkt beständiges Thema in den Werken von Dikla Stern. „In meiner Malerei hebe ich kritische Zustände durch Übertreibung hervor und projiziere meine Wahrnehmung unserer alltäglichen Realität anhand von Sujet und Titel überspitzt auf Personen oder Objekte. Meine Arbeiten definiere ich als „Political Satirical Pop Art“, erklärt sie.
Anlässlich des Jubiläums 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland gewährt die Enkelin des gebürtigen Geisaers Albert Stern (*30.07.1916 in Geisa †27.08.1985 in Tel Aviv) darüber hinaus Einblicke in die Familiengeschichte: Fotos und Korrespondenzen ihrer Ur-Ur-Großeltern in Geisa, Dokumente und Filmmaterial des Großvaters von der Flucht nach Israel geben Zeugnis von der Jüdischen Kultur in Geisa.
Es ist der Hintergrund, vor dem Dikla Stern– nach verschiedenen Stationen in Deutschland, Israel und den USA – ihre Arbeit als freie Künstlerin entwickelt. Ihre Werke beschreiben gesellschaftliche Phänomene, die als „gestört“ wahrgenommen werden. Zeitgenössische Themen und Ereignisse werden künstlerisch reflektiert und nach dem kollektiven Einfluss von Medien, Politik und Geschichte auf das einzelne Individuum befragt.
Die Künstlerin bedient sich der sowohl figurativen wie realistischen Sprache der Pop Art. Formale Strukturen treffen auf das figurative Bild. Signifikante Bildsymbole werden eingegliedert in maltechnische Strukturen von Form, Farbe, Linie und Komposition. Dabei ist Sterns Auswahl der Motive geprägt von der Philosophie der kritischen Theorie.
Neben Sicherheitsprodukten wie – in den USA frei zugänglichen – Waffen (Brother & Sister, 2017), oder medizinischem Gerät (Arsenal, 2015) setzt sich die Künstlerin aktuell vermehrt mit informations- und genderpolitischen Themen auseinander (Hashtagjesus, 2019; Trophy, 2020). Ihre großformatigen Acryl-Gemälde zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen werden begleitet von Papier-Collagen, in denen tagespolitische Ereignisse karikiert werden (Alice im Wunderland, 2020). Dikla Stern (*1972 in Tel Aviv) lebt und arbeitet in Berlin. Nach ihrem Diplom in Bildender Kunst und Design am Anni-Institut in Tel Aviv studierte sie Kommunikationsdesign, Medientheorie und Philosophie an der Hochschule Mannheim und schloss mit dem Master of Arts (M.A.) ab. Seit 2010 ist sie als freie Künstlerin, Grafikdesignerin und Kunstdozentin in Berlin tätig. Sterns Werke sind in verschiedenen Privat- und Firmensammlungen im In- und Ausland vertreten und ihre Ausstellungen werden von Stiftungen und Institutionen gefördert. Ihre Arbeiten sind unter anderem im Film ‚Fucking Berlin‘, aktuell im ZDF-Zweiteiler ‚Altes Land‘ sowie der Netflix-Serie ,Biohackers 2’ zu sehen. 2017 erscheint der Katalog „Brave New World“.
Die Sterne von Geisa, Pop Art on Paper, Mai 2021, Foto: Dikla Stern
Dikla Stern. Foto: Anait Sagoyan
https://www.insuedthueringen.de/
© 06.09.2017
MACHTSTRUKTUREN ZUM VORSCHEIN BRINGEN
Werke mit gesellschaftspolitischer Aussage von Dikla Stern im LWH
“Lingen. Machtstrukturen im Alltag künstlerisch sichtbar machen: Die Künstlerin Dikla Stern zeigt im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen Malereien und Fotografien mit gesellschaftspolitischer Aussage. Am Sonntag wurde die Ausstellung eröffnet.
Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone fiel es angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen nicht schwer, die Relevanz von Machtstrukturen im Politischen deutlich zu machen: „Sowohl in Nordkorea als auch in der Türkei missbrauchen Männer zur Zeit die Macht, die sie besitzen – und die eigentlich vom Bürger kommen sollte“, so Krone. Dikla Stern verstehe es, in scheinbar alltäglichen Gegenständen und Konstellationen durch überraschende Belichtungen oder Blickwinkel die Gefühle und Stimmungen durchscheinen zu lassen, die sonst verborgen blieben.
Eröffnung mit Musik
Diese Chance bot sich insbesondere den Gästen, denen das abwechslungsreiche Programm ermöglichte, sich dem Hintergrund und der Aussagekraft der Werke Dikla Sterns zu nähern. Den musikalischen Rahmen gestalteten Peter Löning (Gitarre) und Lulzim Bucaliu (Klarinette).
Heimat in der Kunst finden
Die 1972 in Tel Aviv geborene und als junges Kind nach Deutschland eingewanderte Dikla Stern verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Lingen. Nach ihrer Ausbildung als Grafikdesignerin in Tel Aviv und dem Studium des Kommunikationsdesigns an der Mannheimer Hochschule für Technik und Gestaltung stellte die nun freischaffende Künstlerin unter anderem im CICA Museum in Korea und dem Brooklyn College in New York aus. Heribert Lange, Vorsitzender des Mitveranstalters „Forum Juden Christen im Altkreis Lingen“ ging auf das Wirken der Künstlerin an den verschiedenen Orten der Welt ein: „Vielleicht ist die Kunst der Ort, an dem Sie ihre Heimat gefunden haben“, sprach Lange die mittlerweile in Berlin lebende Stern direkt an. „Mit Ihrer Reise zurück nach Europa arbeiten Sie auch an der Wiederentdeckung des Judentums in Europa mit“, so Lange weiter.
Biografische Prägungen
Bei einem Gang durch die Ausstellung gab die in Zürich lehrende Soziologin Anja Meyerrose den Gästen Einblick in die Entstehung der Bilder und Fotografien. „Ich lese aus den Werken stets die biografischen Prägungen der Künstlerin heraus“, so Meyerrose. „Die Orte und Konstellationen, die Dikla Stern auf sich wirken ließ, regen den Betrachter nun dazu an, selbst über gesellschaftliche Kräfte nachzudenken“, so Meyerrose.
Welt voller Codes
Die Künstlerin bezeichnete ihre Ideen im Zuge der experimentellen Arbeiten als so herausfordernd, dass sie auch Fotografien in die Reihe „Schatten der Macht“ aufnahm. Diese wirken von Weitem, als wären nur abstrakte, inhaltsleere Formen abgebildet. So ist zum Beispiel die Fotografie einer Quinoa-Schale ausgestellt, die in der gewählten Perspektive rückseitig zu sehen ist und damit den Blick auf den Produkt-Strichcode freigibt. „Unsere komplette Welt lebt von Codes. Wir sind in einen Fluss, in ein System involviert”, so Stern.
Mehr als Konsumkritik
Michael Reitemeyer, Direktor des Ludwig-Windthorst-Hauses, sieht dahinter weit mehr als nur Konsumkritik: „Es ist die Aufforderung, stets genau hinzuschauen, was mit wem zusammenhängt“, so Reitemeyer. Ein Appell, der angesichts der bevorstehenden Wahlen aktueller nicht sein könne. Die Ausstellung „Schatten der Macht“ ist noch bis zum 15. Oktober im Ludwig-Windthorst-Haus zu sehen. Eintritt und Besichtigung sind kostenfrei. Informationen unter Tel. 0591/6102-112 oder unter lwh.de/diklastern
Vor der Malerei „Schöne neue Welt“ (v.l.): Michael Reitemeyer, Heribert Lange, Dikla Stern, Anja Meyerrose, Oberbürgermeister Dieter Krone. Foto: LWH
© 01.04.2017
Was ist schön?
Im Hohenstaufensaal in Annweiler sind großformatige Gemälde und kleinere Fotografien von Dikla Stern ausgestellt
Von Sonja Roth-Scherrer
“Schöne neue Welt” steht über einer Schau der Berliner Künstlerin Dikla Stern im Hohenstaufensaal in Annweiler. Die großformatigen Gemälde und kleinere Fotografien machen bereits auf den ersten Blick deutlich, dass der Begriff “schön” sehr weit dehnbar in der Definition sein kann.
Denn “schön” im herkömmlichen ästhetischen Verständnis erscheinen sie nicht, die Figuren, die sich erst durch eingehende Betrachtung aus geometrisch angelegten Farbflächen herausschälen. Das Bild mit dem Titel der Schau, die natürlich auch an Aldous Huxleys berühmtes Buch von 1932 erinnert, zeigt eine überdimensionale menschliche Figur als Mischung aus Sanftheit und Aggresion sowie aus Tradtion und Technik.
Den winzigen Figuren als Betrachter davor rauchen die Köpfe, Haltung und Blick lassen auf Staunen und Ratlosigkeit zugleich schließen. Zwei Collagen zeigen Krankenschwestern auf Zeitungspapierschnipseln, rote Flecken auf den Schwarz-Weiß gehaltenen Bildern lassen die Bedrohung spüren. Auch das Behandlungsschränkchen in einem Lazarett, oder zwei Injektionsspritzen mit dem Titel “Todesspritzen”, die überdimensional wie Raketen in einen mit wilden dicken Strichen aggresiv gemalten Himmel ragen, wecken unschöne Gefühle wie Beklommenheit oder Angst.
Um im zweiten Werk “Was immer war und niemals ist…..und niemals war und immer ist” aus unzähligen Linien die Konturen der Gesichter zu erschließen, braucht es Zeit und der Betrachter muss sich auf das Farb- und Formspiel einlassen können.
“Lilith” erschließt sich einzig über ihren roten Mund. Oft wirken die Gemälde wie ein Computerbildschirm, der sich beim Aufbau einer Seite aufgehängt hat. Dikla Stern definiert die Gesichter ihrer Protagonisten nicht, sondern legt sie in Flächen an und erzeugt mit Details wie der Stellung der Augen oder der Form des Mundes eine Stimmung, die sich oft auch im Titel wiederfindet. Der laszive Blick, der an Ufa-Diven erinnert, und die Kälte im Gesichtsausdruck der “Nazibraut” in Krankenschwesterntracht lässt den Betrachter erschauern. Das hier bedrohlich wirkende Spiel mit Licht und Schatten nutzt die Künstlerin noch intensiver auf den gezeigten Fotografien. Die Perspektive, aus der sie Alltagsgegenstände festhält, lässt den Betrachter nicht selten im Unklaren, was sich vor dem Objektiv befunden hat, ist es ein Bündel angekokelter Glasnudeln, eine glimmende Zigarrenspitze oder ein Reisigbündel.
Der Fantasie des Betrachters sind keine Grenzen gesetzt. Konkreter, aber wiederum nicht “schön” im ästhetischen Wortsinn, erscheinen der Pfannenwender aus einer ungewohnten Aufsicht als Gittermuster oder schwarz angeschmierte Plastikverpackungen, die bei näheren Hinsehen auf verbliebenen Etiketten verraten, dass es sich um eine Salatschüssel handelt, oder Aluschalen, die Dikla Stern zerknüllt, bevor sie sie fotografisch in Szene setzt.
Dikla Stern ist 1972 in Israel geboren und als Kind mit der Familie nach Deutschland ausgewandert. Nach der Karriere auf Opern- und Theaterbühnen in Deutschland hat sie in Tel Aviv Grafikdesign und Kunst studiert, danach in Mannheim Kommunikationsdesign studiert. Heute lebt und arbeitet Dikla Stern als freie Künstlerin in Berlin.
Info:
Zu sehen im Hohenstaufensaal Annweiler Donnerstag und Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr, Finissage: Sonntag, 9. April 11-15 Uhr.
Werk 324/Sieben von 2014, Selfie von 2015, FOTOS: (2) DIKLA STERN
© 06.04.2017
Finissage
Vielbeachtete “Schöne neue Welt”
Annweiler. Die Ausstellung “Schöne neue Welt” wurde am 12. März eröffnet und fand bisher eine überdurchschnittliche hohe Beachtung.
Ausstellungen gab es in Annweiler schon zahlreiche, doch die zeitgenössischen Arbeiten von Dikla Stern sind für viele Besucher eher ungewöhnlich, sicherlich auch deshalb, weil sie mit ihrer sensiblen und zugleich kritischen Wahrnehmung der Umwelt zur Auseinandersetzung mit den dargestellten Objekten geradezu herausfordern.
Das erklärt sich auch aus ihren unterschiedlichen Entwicklungsphasen und Lebensbereichen was in den gewählten Medien, hauptsächlich Acryl- und Fotoarbeiten, zum Ausdruck kommt.
Wer bisher noch keine Gelegenheit hatte, die Ausstellung zu besuchen, kann die Werke von Dikla Stern bis zum Wochenende betrachten.
Am verkaufsoffenen Sonntag, den 09. April, findet um 11 Uhr die Finissage statt. Stadtbürgermeiseter Thomas Wollenweber schließt dann offiziell die Ausstellung, die noch bis 15 Uhr geöffnet ist. Die Künstlerin ist während dieser Zeit anwesend und freut sich auf Gespräche mit den Besuchern. Sammler, Freunde, Liebhaber und alle Kunstinteressierte sind herzlich dazu eingeladen. (ps)
Öffnungszeiten:
DO + FR 1-18 Uhr, SA 10-18 Uhr und am SO zur Finissage von 11-15 Uhr
Die Nazi-Braut, Acryl auf Leinwand / Foto: STERN
© 09.03.2017
“Schöne neue Welt”
Vernissage mit der Berliner Künstlerin Dikla Stern
Die Stadt Annweiler am Trifels freut sich, am 11.03.2017 im Hohenstaufensaal die Ausstellung unter dem Titel SCHÖNE NEUE WELT mit Arbeiten in Anwesenheit der Berliner Künstlerin DIKLA STERN zu eröffnen.
So wie Dikla Stern ihren Alltag und ihre Umwelt wahrnimmt und die daraus resultierenden Eindrücke „verarbeitet“, kommen bei ihr unwillkürlich Unstimmigkeiten und Irritationen auf. Die tieferen Ursachen dafür liegen überwiegend in gestörten gesellschaftspolitischen Strukturen. Ihre Arbeiten wirken deshalb wie Schlussfolgerungen und Statements. So werden geschichtliche als auch zeitgenössische Phänomene auf eine sensible Art von Dikla Stern über eine visuelle ästhetische Sprache ausgedrückt.
Indem sie es sich zur Aufgabe macht, auf solche Phänomene oder Zustände aufmerksam zu machen oder Botschaften zu senden, inspiriert sie Betrachter zur Reflexion über dargestellte Phänomene – ähnlich, wie sie solche zuvor selbst erlebt hat. Dieser Ausdruck ist sowohl in Dikla Sterns Acryl auf Leinwandarbeiten als auch in den Fotografien erkennbar, wobei es nicht so sehr die gezeigten Motive als vielmehr die transportierten Stimmungen und Gefühle sind, die Betrachter inspirieren und mit einbeziehen.
Dikla Stern ist 1972 in Tel-Aviv geboren und wuchs in Deutschland auf. Sie studierte Grafikdesign und Kunst am Avni-Institut of Art & Design in Tel-Aviv und absolvierte ihr Masterstudium in Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Medienwissenschaft und Philosophie an der Hochschule Mannheim, Fakultät für Gestaltung. Seit 2011 lebt sie in Berlin und arbeitet als Künstlerin und Grafikerin. Ihre Werke wurden auf nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt, u.a. in der Galerie Potemka in Leipzig, als European Month of Photography in Berlin, am Brooklyn College Hillel in New York, während der Internationalen Biennale für zeitgenössische Kunst in Florenz, in der Stoffwechsel Galerie in Mannheim oder auf der Messe Supermarket in Stockholm und sind teilweise in Privat- und Firmensammlungen.
Die Stadt Annweiler und Dikla Stern danken Adrienne und Otmar Hornbach-Stiftung, Dieter Kissel-Stiftung, Sparkasse Südliche Weinstraße, VR Bank Südliche Weinstraße eG, Stadtwerke Annweiler am Trifels, Bestattungshaus Kühlmeyer, Autohaus Pfender, Zukunft Annweiler e.V., E-STARTS und TRIFELS GAS GmbH. (ps)
© 14.09.2012 / Von IRMGARD BERNER
Gereifter Satellit
Besucher Die 9. Satellitenmesse BERLINER LISTE zeigt sich gereift. Die Veranstalter nutzen die historische 7000-Quadratmeter-Fläche ausgiebig. Unter neuer Leitung wird hier von 124 Ausstellern aus 26 Ländern Kunst zum Kauf geboten, der Schwerpunkt liegt auf Berliner Arbeiten.
BERLIN – Öl auf gefundener Malerei”, steht es in der ersten Koje der Berliner Satelliten-Messe Liste neben den Bildern der Kanadierin Nava Massas Waxman geschrieben. Man hält inne, will sich den Vogel genauer ansehen, der aus nebligen Pinselstrichen auftaucht und hexengleich auf einem Zweig reitet.
Doch ist es ratsam, den Treppenaufgang anzupeilen, denn der Blick von oben durch die alte Trafo-Halle ist ein Fang. Ungehindert kann er durch die kathedralenhafte Betonsäulenarchitektur über die Aussteller streifen. Er kann im Erdgeschoss über Kojen internationaler und Berliner Künstler, in der oberen Etage durch die Stände der Galerien und Projekträume zoomen. Berlin wird mit diesem kolossalen Industriezweckbau, dem ehemaligen Trafo in Mitte, seinem Ruf als coolem Kunststandort gerecht. Kann die Kunst dagegen ankommen? Oder strahlt die Aura des Ortes auf so manches weniger starke Stück sogar ab?
Schwerpunkt Berliner Kunstproduktion
Jedenfalls nutzen die Veranstalter die historische 7000-Quadratmeter-Fläche ausgiebig. Unter neuer Leitung wird hier von 124 Ausstellern aus 26 Ländern Kunst zum Kauf geboten, der Schwerpunkt liegt auf der Berliner Kunstproduktion. Verstärkt setzen die Liste-Macher auf Entdeckungen. Das ist nicht zu unterschätzen, können die Galerien das Kunstaufkommen mit offiziell 5000 fleißig produzierenden Künstlern vermarktungstechnisch nicht mehr bewältigen.
So ist auch das farbensprudelnde Riesengemälde “Colourado” von Michael Luther mit 13 Metern Länge und über drei Metern Höhe nicht einfach auszustellen. Der Berliner Maler, 48, wird mit der Hängung seines Monumentalwerks von der Liste Jahr gefördert. Auf der abgerissenen Betonstruktur der Hallenstirnseite ist es gut eingepasst, wirkt fast schüchtern, zeigt aber seine hohe Qualität. Die ist bei der Menge oft nicht ganz frischer Flachware mitunter fraglich, dennoch zu finden. Aufgefallen sind feine Bleistiftzeichnungen von Köpfen und Körperfragmenten, gepaart mit plastischen Figurenteilen aus rotem Ton auf Tischen von MP & MP Rosado. Hinter den Kürzeln verbirgt sich ein spanisches Zwillingskünstlerpaar, 41, das seine doppelte Identität hinterfragt. Zu Recht wird auch dem ungarischen Künstler László Fehér, 60, hier viel Raum für seine großen runden Gemälde, zumeist schwarzer Grund mit Figuren aus weißen Linien, eingeräumt. Alltagskritisch sind seine Motive, für seine Heimat ist der Venedig-Biennaleteilnehmer zu progressiv und hierzulande wenig bekannt.
Viel realistische Malerei fächert sich durch die Kojen, mitunter Kitsch, wie bei der Galerie Böhner. Yumachi Gallery zeigt Drachenbilder des Chinesen Liu Zhong Hua, der sein Serienmotiv aus geknüllter Goldfolie bricht, indem er sie dekorativ auf rohe Leinwand neben chinesische Texte in lateinischer Schrift pinselt. Die Satellitenmesse Berliner Liste, zum neunten Mal dabei, zeigt sich weniger frech, als Marke aber gereift für die Aufnahme in den Kreis der Art Week-Messen.
© Der Tagessspiegel, 08.09.2012
Berliner Liste versammelt 124 Aussteller im MUMA
Während der Berlin Art Week präsentiert sich die Kunstmesse Berliner Liste vom 13.-16 September in den Industriehallen des MUMA in Mitte (Köpenicker Str. 59-73, www.berliner-liste.org). Die Liste versteht sich als Entdeckermesse für bislang unentdeckte Talente. Unter den 124 Ausstellern aus 26 Ländern finden sich ebenso Galerien wie Künstler, die ihre eigenen Arbeiten vertreten. Rund die Hälfte der Aussteller kommt aus Deutschland, ebenfalls stark vertreten sind Spanien und Frankreich. Auf einer Sonderfläche stellen sich zusätzlich fünf Künstler vor, die im November auch auf der Pariser Messe MACparis vertreten sein werden. Neu für die Liste ist das Kuratorenteam um Gerhard Charles Rump, der lange das Kunstmarkt-Ressort für “Die Welt” verantwortete. cmx
© Berliner Morgenpost, 13.09.2012
Die Kunstwoche “Berlin Art Week” dauert noch bis zum 16. September. Auch bei der Messe für zeitgenössische Kunst, der “Berliner Liste”, stellen sich Galerien und Künstler vor, im MUMA, Köpenicker Str. 70, 13.-16. September.
© 21.07.2013/ Von Elisabeth Nehring
Kunst am Spreeknie in Oberschöneweide
Zum sechsten Mal findet das Festival Kunst am Spreeknie im boomenden Künstlerbezirk Schöneweide statt
John Power wirft sich in seine Arbeitskleidung und legt los. In der alten Maschinenhalle des Abspannwerks Oberspree tummeln sich noch die Wollmäuse. Das 1933 nach dem Entwurf von Hans Heiner Müller errichtete Schalthaus, eine Erweiterung der Transformatorenstation von 1912, wurde vor 18 Jahren stillgelegt. Zum Festival Kunst am Spreeknie hat der irische Bildhauer und Kurator der G11 Galerie in drei Räumen des eindrucksvollen Industriegebäudes in Oberschöneweide mit den Arbeiten von 42 Künstlerinnen und Künstlern die Ausstellung “UmspannZENTRALE” zusammengestellt. Keine einfache Aufgabe an einem Ort von solcher Ausstrahlung.
Um die 170 internationale Künstlerinnen und Künstler, viele davon mit Atelier in einem der zahlreichen Künstlerhäuser von Schöneweide, nehmen an der sechsten Ausgabe des Festivals mit Werkschauen und offenen Ateliers teil. Neben den Räumen im ehemaligen Abspannwerk finden auch in den Rathenau-Hallen, in aktuell leer stehenden Läden sowie im Hafen der Reederei Riedel Kunstausstellungen statt. Als Sponsor richtete Riedel einen Solarschiff-Shuttle zwischen der East Side Gallery und den Hotspots in Schöneweide ein. Mit den jungen Künstlerinnen Marlene Lerch und Mareike Lemme bekam Organisator Lutz Längert unschätzbare Unterstützung, können die beiden doch auch so etwas wie einen Guerilla Art Sale noch kurzfristig gestemmt kriegen. Auf drei Punkte konzentriert und mit Wegeleitsystem soll sich Kunst am Spreeknie dieses Jahr mit seinen zahlreichen offenen Ateliers, Kunstaktionen, Konzerten, Performances, Ausstellungen und Führungen für die Besucher übersichtlicher präsentieren als in den Vorjahren.
Kunst am Spreeknie Ausstellungen, offene Ateliers, Aktionen, 19.–21.7., diverse Orte rund um die Rathenau-Hallen in Oberschöneweide; Infopunkt: Laden im Haus 72, Wilhelminenhofstraße 83-85 UmspannZENTRALE Abspannwerk Oberspree, Wilhelminenhofstraße 78, Oberschöneweide, bis 21.7., Mi–Fr 16–22 Uhr, Sa 12–22 Uhr, So 12–18 Uhr, www.kunst-am-spreeknie.de
Schöneweide/ © 11.07.13, von Karin Schmidl
Kunst am Spreeknie lockt Kreative
BERLIN – Das ehemalige Industrierevier in Ober- und Niederschöneweide galt lange Zeit als fade. Als sozialer Brennpunkt mit leeren Werkshallen, deren Geschichte längst vorbei ist. Doch im Schatten der vermeintlichen Trostlosigkeit hat sich dort, wo einst mehr als 25 000 Menschen Arbeit fanden, eine beachtliche Kunstszene entwickelt.
Neuen Schwung brachten zahlreiche Künstler, die dort Ateliers fanden, sowie Tausende Studenten, die mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW auf den neuen Campus Wilhelminenhof zogen. Die Veränderungen in dem Gebiet will von Donnerstag an das Festival “Kunst am Spreeknie” dokumentieren. Es ist bereits das fünfte Festival seiner Art. Doch diesmal, sagt Organisator Lutz Längert, sind so viele Teilnehmer dabei wie noch nie: “Wir präsentieren 800 Kreative bei 40 Events an 20 Orten.” Eröffnet wird das Festival am Donnerstag um 21 Uhr in der Galerie der Karl-Hofer-Gesellschaft, Wilhelminenhofstraße 83–85. Am Freitag (10–18 Uhr) und Sonnabend (11–20 Uhr) verwandelt sich der HTW-Campus an der Wilhelminenhofstraße zum Ausstellungsort. Design-Studenten zeigen ihre Arbeitsergebnisse. Zu sehen sind etwa Modenschauen, aber auch PC-Spiele.
Neu dabei sind zwei Mode-Absolventinnen der HTW, die an der Goethestraße das Julice en Reve, ein Atelier mit Shop, betreiben. Auch im Funkhaus Nalepastraße werden erstmals Ateliers geöffnet. Und am Bruno-Bürgel-Weg in Niederschöneweide stellen sich die moving poets vor – eine internationale Künstlergruppe, die dort einen neuen Kulturtreff etablieren will. Natürlich ist die JazzGalerie wieder dabei – das sind Musiker, die an den vier Tagen an zehn unterschiedlichen Orten zu hören sind. Besucher können per Boots-Shuttle von einem Ort zum nächsten fahren.
Kunst am Spreeknie: Do bis So in Ober- und Niederschöneweide, das Programm unter www.kunst-am-spreeknie.de
Kunst am Spreeknie/© 03.06.13, von Silvia Möller
Festival findet zum sechsten Mal statt
Oberschöneweide. Mehr als 400 Kreative aus aller Welt schaffen in der ehemaligen “Elektropolis Schöneweide”. Vom 12. bis 21. Juli lässt “Kunst am Spreeknie” Besucher diesen kulturellen Ballungsraum entdecken.
Den Auftakt zum diesjährigen Schöneweide Art Festival macht am 12. und 13. Juli die Werkschau des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. 800 Studierende der Design- und Kulturstudiengänge zeigen Semesterprojekte, Entwürfe und Kollektionen. Es folgen zehn Tage volles Programm mit zahlreichen Ausstellungen, offenen Ateliers, Konzerten, Performances, Street Art, Pop-Up-Shops, Fashion, Filmen, Lesungen, Führungen und der JazzGalerie Schöneweide. Am Schwerpunktwochenende 20./21. Juli verbindet ein kostenloser Shuttleservice der Reederei Riedel die drei Festivalstandorte Funkhaus Berlin, Rathenau-Hallen und Moving Poets per Solarschiff mit der Innenstadt.
weiter:
© Vart Kungsholemen, February 2nd, 2013
Nöje I Korthet – Nordens största konstmässe I Kulturhuset
© Juni 2010/ Nr. 92
19. Karlsruher Künstlermesse – Kunst sehen, Kunst hören, Kunst kaufen
Vom 18. bis 20. Juni 2010 findet die 19. Karlsruher Künstlermesse im Regierungspräsidium am Rondellplatz statt. 19 Künstlerinnen und Künstler präsentieren an diesem Wochenende ihre von einer Fachjury ausgewählten Arbeiten. Das Spektrum umfasst Bilder, Zeichnungen, Radierungen, Fotografien, Videoarbeiten, Installationen, Objekte und Skulpturen. Um eine Teilnahme an der 19. Karlsruher Künstlermesse konnten sich freischaffende bildende Künstler, die in Karlsruhe oder der Region leben und arbeiten, ebenso Studierende einer der Kunsthochschulen dieses Einzugsbereiches ab dem 7. Semester bewerben.
70. Künstlerinnen und Künstler hatten an dem von der Stadt Karlsruhe und dem Bezirksverband Bildender Künstlerinnen und Künstler ausgeschriebenen Wettbewerb teilgenommen. Die Jury, bestehend aus Dr. Andreas Beitin (ZKM), Wolfgang Blanke (BBK), Prof. Erwin Gross (Kunstakademie Karlsruhe), Prof. Florian Pfeffer HfG), Sylvia Biber M.A. (Städt. Galerie), sowie Dirk Supper (Galerie Supper) , hat elf Künstlerinnen und acht Künstler zur Teilnahme an der diesjährigen Künstlermesse ausgewählt. Wer von den ausstellenden Künstlerinnen und Künstler den von der Stast ausgelosten “Preis der Karlsruher Künstlermesse” in Höhe von 4.000 Euro erhält, entscheidet die Fachjury kurz vor der Eröffnung der Messe.
Zur Künstlermesse wurde – wie auch in den vergangenen Jahren – ein Plakatwettbewerb ausgeschrieben, zu dem 40 Plakatentwürfe eingereicht würden. das Preisträgerplakat, honoriert mit 2.000 Euro, wirbt als Motiv für die diesjährige Künstlermesse. Die Jury entschied sich für den Entwurf von Yvonne Bayer aus Karlsruhe. Der 2. Preis ging an Stefanie Pietz und der 3. Preis an Steffen Veigel, beide aus Karlsrue. Eröffnet wurd die 19. Karlsruher Künstlermesse von Bürgermeister Wolfram Jäger am 18. Juni 2010 um 19 Uhr. (rk)
Sa. 19. Juni und So. 20 Juni 2010, 11.00 bis 20.00 Uhr. Der Eintritt ist frei
Foto:
Dikla Stern, DIE-NAZIBRAUT, Acryl auf Leinwand, 200 cm x150 cm, 2008
© 25.06.2010
Lebhaftes Interesse – Preis der Künstlermesse an Kristing Köpp
Die Künstlermesse am Rondellplatz besuchten letztes Wochenende rund 2 350 Menschen. Den mit 4 000 Euro dotierten Preis der Stadt für die künstlerisch überzeugendsten Arbeiten vergab Kulturamtschefin Dr. Susanne Asche an die Bildhauerin Kristina Köpp. Sie hatte raumbezogene Installationen und architektonische Fotoarbeiten gezeigt. Die Jury hob ihre eigenständige Position und die mediale Vielflat ihrer Arbeiten hervor. Köpp verwende unterschiedlichste Materialien, die sie spannungsreich kombinierte und zu ihren fotografischen Arbeiten in Bezug setze. Kristina Köpp wurde 1978 geboren und studierte Bildhauerei an der Karlsruher Kunstakademie. Dort war sie Meisterschülerin bei Professor John Bock. -cal-
Foto:
– INSTALLATION und Fotos von Preisträgerin Kristina Köpp.- DER SAXOPHONIST Reiner Möhringer “verführt” zu den Arbeiten Dikla Sterns.
© 18.06.2010
19. Karlsruher Künstlermesse: Sehen und entdecken – Facettenreiche Arbeiten und Informationen
Sehen, entdecken, kaufen, und das mit vielen überraschenden Momenten, dazu lädt die 19. Karlsruher Künstlermesse ab heute Abend, 19 Uhr, im Regierungspräsidium am Rondellplatz ein. Über 70 freischaffende Künstlerinnen und Künstler aus Karlsruhe oder der Region, darunter auch Studierende ab dem 7. Semester hatten sich beworben. Entschieden hat sich die Jury für elf Frauen und acht Männer. Wer von ihnen den mit 4 000 Euro dotierten “Preis der Künstlermesse erhält”, wird während der Eröffnung verraten.
Den Plakatwettbewerb, honoriert mit 2 000 Euro, hatte Yvonne Bayer mit dem pink dominierten Motiv eines vage zu erkennenden, verhüllten Kopfes gewonnen. Die Messe ist ein wesentlicher Baustein der Künstlerförderung der Stadt. Hier finden bildende Künstlerinnen und Künstler ein öffentliches Forum zur eigenen Präsentation und Pflege von Netzwerken. Die 19, teilweise sehr jungen Aussteller warten mit einem breiten Spektrum an bildnerischen Techniken auf. Darunter findet sich Großformatiges, etwa Malerei in Öl, Tempera, Acryl oder auch Offsetdruck auf Baumwollgaze. Die großen Bilder erscheinen teilweise in leuchtenden, eindringlichen Farben. Kontrastiert werden sie von sehr feinen, dezenten, aber nicht minder eindrücklichen kleineren Zeichnungen. Werke in Mischtechniken, mit Tusche, Lack und Sprühfarbe, Papier oder Stoff sind ebenso vertreten wie teilweise strenge Tuschzeichnungen in Schwarz-Weiß. Filigrane Skulpturen, beispielsweise aus Beton stehen neben voluminöseren aus verschiedensten Materialien sowie einer digitalen Installation und Fotografien.
Im Rahmenprogramm stellt Ramona Riedel am Samstag, 11 Uhr, das Kunstbüro der Kunststiftung des Landes als Managementhilfe für Malerinnen und Maler vor. Lockere Führungen macht Simone Maria Dietz am Samstag um 15 Uhr und am Sonntag 11.30 Uhr. Musikalisch-literarisch stellen Birgit Bücker (Rezitation, Gesang) sowie die beiden Musiker Reiner Möhringer und Uli Kofler Werke und ihre Schöpfer am Samstag um 17 Uhr und am Sonntag um 15 Uhr vor. Die Künstlermesse ist am Samstag und Sonntag bei freiem Eintritt für alle jeweils von 11 bis 20 Uhr geöffnet. -cal-
© 18.06.2010
19. Karlsruher Künstlermesse öffnet
Die Kunst sehen, Kunst hören, Kunst kaufen – können ab heute, 18. Juni, 19 Uhr, bis Sonntag, 20. Juni die Besucher der 19. Karlsruher Künstlermesse im Regierungspräsidium am Rondellplatz. 19. Künstlerinnen und Künstler präsentieren an diesem Wochenende ihre von einer Fachjury ausgewählten Arbeiten (ausführlicher Bericht folgt). Das Spektrum umfasst Bilder, Zeichnungen, Radierungen, Fotografien, Videooarbeiten, Installationen, Objekte und Skulpturen. 70 Künstlerinnen und Künstler hatten an dem von der Stadt Karlsruhe und dem Bezirksverband ausgeschriebenen Wettbewerb teilgenommen. Die Jury wählte elf Künstlerinnen und acht Künstler zur Teilnahme an der diesjährigen Künstlermesse aus.
Das sind: Anna Andris, Thomas Bergauer, Natascha Brändli, Selket Chlupka, Almut Ebrecht, Holger Fitterer, Andreas Friedrich, Achim Gohla, Alexander Gabisreutinger, Inga Holst, David Jungnickel, Kristina Köpp, Maren Ruben, Marianne Schmidt, Martin Stehle, Dikla Stern, Sandro Vadim, Petra Weiner-Jansen, Edel Zimmer. BNN
Foto:
BUNT UND INSPIRIEREND geht es im Regierungspräsidium zu. 19. Künstler präsentieren sich bei der 19. Karlsruher Künstlermesse. Großformate wie das Gemälde von David Jungnickel, aber auch andere Gattungen stehen Kunstinteressenten bis Sonntag zu Besichtigung und/ oder Kauf frei. Foto: Alàbiso
© 19.06.2010/ Ute Bauermeiseter
Farbe dominiert – Karlsruher Künstlermesse
Farbe dominiert, nicht grell, aber sehr tief und leuchtend wie bei dem Maler Sandro Vadim oder auch ganz dezent abgemischt als gedeckte Variante wie bei Inga Holst.Gemälde der beiden sind auf der diesjährigen Karlsruher Künstlermesse zu sehen. Aus d70 Bewerbern im Radius von etwa 60 Kilometern um die Fächerstadt wählte eine sechsköpfige Jury 9 Künstler aus, die noch bis Sonntag ihre Arbeiten im Regierungspräsidium in kleinen Kojen zeigen (Samstag und Sonntag, 11 – 20 Uhr).
In der 19.Auflage der Karlsruher Künstlermesse bestechen vor allem die Gemälde, seien sie abstrakt oder figurativ. Auch der Ackermann-Schüler David Jungnickel weckt Aufmerksamkeit mit seinen Ölbildern, die Tiere in spannungsreichen Farbkonstellationen zeigen. Holger Fitterer reizt alle Stufen einer Farbe fein nuanciert aus. Martin Stehle erinnert mit schwungvoll impulsiv aufgetragenen Farben an die Leipziger Schule, während Dikla Stern große beinahe kubistisch anmutende Acrylbilder in dunkel expressiven Farbtönen schafft. Sehr zart dagegen Anna Andris, die in ihren Tuschebildern auch weiße Flächen nicht scheut. Ganz schwarz-weiß bleibt lediglich Alexander Habisreutinger, der mit wuselig atmosphärischen Tuschearbeiten betört.
Gemälde und Farbe als Trumpf der diesjährigen Künstlermesse, doch auch Fotografie (Andreas Friedrich), Betonskulpturen (Petra Weiner-Jansen) und die kleinen federleicht beschnittenen Papierobjekte der aus Straßburg stammenden Maren Ruben ziehen in Bann.Die Jury hat sich für die wohl schwierigste Position entschieden und übergab bei der gestrigen Eröffnung den mit mit 4 000 Euro dotierten Preis der Künstlermesse an die 32-jährige Bildhauerin Kristina Köpp. Über ihre raumbezogen installativen Arbeiten stolpert der Besucher gewissermaßen gleich am Eingang, denn es liegen einige Gurte auf dem Boden. Eine Art Rahmen aus Silikon und Pappe wird durch Gurte halb hochgezogen, hängt halb in der Luft, halb verborgen am Boden und mutet wie ein geschmolzenes Gemäldegehäuse an. Die andere Arbeit ähnelt einem hermetisch geschlossenen Keil aus Holz und Silikon., beides versiegelt und bemalt. Die spannungsreiche Kombination sperrt sich dem schnellen Verständnis, will umrundet und genau betrachtet werden. Dabei leuchtet einem wieder sowohl das Rot der Gurte als auch das Pink der Untergrundfabe beim Holzblock an: Auch hier macht`s die Farbe.
© 15.06.2007
Menschen ungeschönt charakterisiert – Dikla Stern stellt bis 14. Juli im Buchener KKH aus / Vernissage mit vielen Gästen
Buchen. Bereits zum zweiten Mal wartet das KKH Buchen in diesem Jahr mit einer Ausstellung auf und setzt somit die erfolgreiche Veranstaltungsreihe “Kunst im Krankenhaus” auch im 15. Jahr fort, betonte Landrat Dr. Achim Brötel in seinem kurzweiligen Grußwort. So lange gebe es diese Veranstaltungsreihe schon und sie habe sich ganz offensichtlich keineswegs überlebt, was auch die große Resonanz auf die Einladung zu dieser Vernissage dokumentiere. Unter den Gästen war auch der neue Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken, Andreas Duda. Der Landrat stellte die Künstlerin näher vor. Sie wurde in Tel Aviv/Israel geboren und stammt aus einer tschechisch-deutsch-polnischen Familie. In Tel Aviv und Mannheim studierte und lebte sie. Den direkten Bezug nach Buchen habe sie durch die erste “Kultnacht” letztes Jahr hergestellt, so Dr. Brötel. Er gratulierte Dikla Stern zum Gewinn des Plakatwettbewerbs “Kultnacht 2007 Buchen”.
“Kunst im Krankenhaus hat in den 15 Jahren ihres Bestehens ganz nebenbei etwas geschafft, was bisher nur Dr. Hahnfeldt und sein Team in der Geburtshilfe erleben durften, nämlich, dass die Menschen durchweg gut gelaunt, voller Erwartungen und fröhlich ins Krankenhaus gehen und am Ende dann womöglich auch noch traurig sind, wenn sie wieder gehen müssen”. Bürgermeister Roland Burger bestätigte, dass Kunst in Buchen viele Foren habe, eines davon sei das Buchener Krankenhaus mit seinem ganz besonderen Ambiente, auch Menschen, die normalerweise keine Galerie aufsuchen würden, mit Kunst in Berührung zu bringen. Doch als das wohl spektakulärste Ereignis habe man die 1. Buchener Kultnacht im vergangenen Jahr bezeichnen können, als Kunst im wahrsten Sinn des Wortes an 150 Ausstellungsplätzen die Stadt erobert habe. Aus dieser Kultnacht resultiere maßgeblich die künstlerische Erfolgsserie von Dikla Stern als souveräner Gewinnerin des Plakatwettbewerbs.
Dr. Hahnfeldt stellte die Künstlerin und ihre Wirken genauer vor und bezeichnete sie als außergewöhnlichen Menschen mit einer außergewöhnlichen Biographie. Ihre Großeltern seien vor und während des Zweiten Weltkrieges nach Palästina emigriert. Ihre Eltern und sie wurden in Israel geboren. Als sie vier Jahre alt war, zogen ihre Eltern nach Deutschland, um zu studieren und sie selbst ging hier bis zum Abitur zur Schule. Danach studierte sie Grafikdesign in Tel Aviv, wechselte dann an die Hochschule nach Mannheim, wo sie Kommunikationsdesign studierte und in diesem Jahr mit dem “Master of Arts” abschloss. Sie lebt und arbeitet in Tel Aviv und Mannheim – praktisch als Wanderer zwischen zwei Welten. Die freischaffende Designerin entwerfe Logos, Flyer, Internetauftritte, Verpackungen, mache Werbung und manchmal auch Plakate für Kunstausstellungen. Dr. Hahnfeldt erläuterte, dass die Kultur im heutigen Israel in der Kultur Europas wurzele. Denn Juden aus Deutschland, Österreich, Holland, Polen, Tschechien, der Slowakei und aus Russland hätten bei der Emigration ihre Kunst nach Palästina und später Israel gebracht und damit die Basis geschaffen.
Für ihn sei das Bild mit dem Titel “Der Schuft” besonders gelungen und faszinierend. Es sei zwar kein “schönes” Bild, doch die Farbgestaltung mit grellem Rot und kühlem Blau und der Ausschnitt zeigten ein verschlagen-hinterhältiges Individuum, das aber auch einen Hauch von Sympathie mit seiner Schlitzohrigkeit erzeuge. Portraits wie diese erinnerten an solche aus den 20er Jahren von Otto Dix und Max Beckmann, die ungeschminkte und auch hässliche Menschen ungeschönt charakterisiert haben. Und genau diese realistischen Künstler der 20er bewundere Dikla Stern. “Machen Sie sich selbst einen Eindruck von ihren Arbeiten. Nehmen Sie räumlich viel Abstand von den Bildern, aber lassen sie die Bilder emotional auf sich wirken”, empfahl Dr. Hahnfeldt. Denn so könne man von den Bildern Geschichten hören und teilhaben an der Farbigkeit des Lebens zwischen den Welten Deutschlands und Israels. Und zwar noch bis einschließlich 14. Juli. (L.M.)
Foto:
Die Künstlerin Dikla Sterm (Bild), die den Plakatwettbewerb anlässlich der zweiten Buchener Kultnacht gewonnen hat, stellt zurzeit im Kreiskrankenhaus Buchen aus. Die Werke sind bis 14. Juli zu sehen. Bild: Merkle
© 15.06.2007
Künstlerin zwischen den Welten
Dikla Stern hat in Ihren Werken faszinierende Momente festgehalten. Ausstellung im Foyer des Krankenhauses
Buchen. Die Veranstaltungsreihe “Kunst im Krankenhaus” hat am Standort Buchen schon Tradition, besteht sie doch bereits seit 15 Jahren. Mit der Ausstellung von Bildern der Künstlerin Dikla Stern, die am Mittwochabend im Foyer des Kreiskrankenhauses eröffnet wurde, erfuhr diese Reihe einen weiteren Höhepunkt.
Landrat Dr. Achim Brötel zeigte sich sehr erfreut darüber, dass so viele Gäste gekommen waren. Die Veranstaltungsreihe wolle durch ihre “unentgeltliche ambulante Zusatzleistung” auch dazu beitragen, dass das Krankenhaus Buchen für seine Patienten und seine Besucher noch besser werde. Der Dank des Landrates galt Dr. Klaus Hahnfeldt, Chefarzt für Gynäkologie und “Kunst”, für die Möglichkeit, dass die Reihe auch künftig fortgeführt werden könnte. Denn diese habe durch ihre Ausstellungen ganz nebenbei geschafft, dass die Menschen durchweg gut gelaunt, voller Erwartungen und fröhlich ins Krankenhaus gingen. “Wenn wir dies”, und dabei blickte er besonders auf Andreas Duda, den neuen Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken, “auch für die Patienten hinbekämen, dann wäre der Fortbestand dieses Hauses und der Neckar-Odenwald-Kliniken zweifelsohne bis in alle Ewigkeit gesichert”.
Die Künstlerin Dikla Stern, so die anerkennenden Worte von Bürgermeister Roland Burger, könne man als eine besonders sympathische Entdeckung der ersten Buchener Kultnacht, bezeichnen, als sie sich an der Frankenlandhalle auf der Kunstmesse “OwArt” präsentiert habe. Beeindruckend sei auch wie souverän sie den Wettbewerb für die Plakatgestaltung der zweiten Kultnacht gewonnen habe.
“Dikla Stern, geboren in einer Familie europäischer Juden, ist ein außergewöhnlicher Mensch mit einer außergewöhnlichen Biographie”. Mit diesen Worten begann Dr. Klaus Hahnfeldt seine Einführung in das künstlerische Schaffen von Dikla Stern. Die Künstlerin arbeite und lebe als “Wanderer zwischen den Welten” in Tel Aviv und Mannheim als freischaffende Designerin, entwerfe Logos, Flyer, Internetauftritte und Verpackungen, mache Werbung sowie Plakate für Kunstausstellungen. Die ausgestellten Bilder würden Motive aus Israel und Deutschland enthalten, arrangierte und spontane Szenen. Für ihre Motive beobachte sie Menschen und erfasse sie in einem einzigen Augenblick. Dies nenne sie einen “faszinierenden Moment”, eine komplexe Persönlichkeit und diese möchte sie dann auch in ihren Portraits darstellen. So seien die meisten Bilder spontan entstanden.
Dies beginne sie mit einem Schnappschuss, mit dem sie einen faszinierenden, zufälligen Moment festhalte. Durch die fotographische Bearbeitung, die Gestaltung mit Farbe, Ausschnitt und Abstraktion würden dann Bilder entstehen mit denen die Künstlerin Geschichten erzählen und das typische einer Situation des portraitierten Menschen zeigen möchte. Bei Ihren Portraits möchte Dikla Stern die ganze Biographie des Objektes darstellen. Hierbei zeigte sie eine Person, und wählte exakt die Farben, die dessen Charakter und Emotionen darstellen und sogar noch verschärfen sollen.
Nehmen Sie räumlich viel Abstand von den Bildern, aber lassen sie die Bilder emotional auf sich wirken! Dann werden Sie von den Bildern Geschichten hören und teilhaben an der Farbigkeit des Lebens der Künstlerin zwischen den Welten Deutschland und Israel” so Dr. Klaus Hahnfeldt. Die Ausstellung ist täglich bis zum 31. Juli für alle Interessenten zugänglich.
© 11.09.2012/ Von Christian Hoffmann
Bomben gehören längst zum Alltag
Malerin Dikla Stern wandelt zwischen Mannheim, Berlin und Tel Aviv/ Harte Linien, kantige Bilder
MANNHEIM. Als durchbräche ein Flugzeug die Schallmauer. So höre und fühle es sich an, befindet man sich unmittelbar in der Nähe einer Bombenexplosion durch Selbstmordattentäter. Wenn Künstlerin Dikla Stern davon erzählt, wirkt sie gefasst bis ungerührt. Dikla Stern kam in Tel Aviv zur Welt und erlebte dort weltanschaulich motivierte Bombenanschläge hautnah – in Israel fast Alltag. Als freie Kosmopolitin lebt Dikla Stern wechselnd in Mannheim, Berlin und Tel Aviv. Besonders für Berlin entwickelte sie heimatliche Gefühle.
Ihre Bilder sind kantig, sie setzen sich aus harten Linien zusammen. Wilde Farbspritzer beklecksen die Gemälde, der Dripping-Technik von Jackson Pollock ähnelnd. Ein Mix aus Expressionismus und Trash, versöhnt mit Fotorealismus. Dikla Sterns Atelier befindet sich im Hinterhof eines Mannheimer Fahrradladens, in einer leeren Werkstatt. Auf einem Großformat starrt eine Krankenschwester mit weißer Rotkreuz-Haube unverwandt entgegen: Als würde sich augenblicklich diese gespenstische Schwester von der Leinwand trennen und ein Eigenleben annehmen. Zu dieser Arbeit stieß sie der Stummfilm “Vendetta” mit Pola Negri an. “Ich fand ein altes Filmbuch aus den 1930ern in Frakturschrift”, verrät Stern. Als Bildträger verwendet sie zerschnittene Kaffeesäcke, eine Bauplane oder Plexiglas und Jeans-Stoffe.
Berlin sei inspirierender als Mannheim. “Die alternativen Szenen sind dort größer”, berichtet die Wahl-Mannheimerin, die zwar jüdisch, aber wenig gläubig ist. “Auf der Straße hörst du links Englisch, rechts Französisch und gegenüber Hebräisch.” Subkulturelles wachse in den Kreuzberger Bezirken 61 und 36. Vergleichbar mit Neckarstadt-West und -Ost in Mannheim. Ein Bollwerk der Basiskultur: In Neukölln kann man in keine Bäckerei gehen, ohne dass ein Schauspieler vor oder ein Musiker hinter einem steht. Sie spielen auf ihrer Gibson oder proben einen Ibsen.
Doch Berlin verliere durch glatte Neubauten zusehends an Charakter. Vor einer Woche räumte ein Gerichtsvollzieher das Kunsthaus Tacheles. “Bald sieht Berlin aus wie München”, befürchte Dikla Stern, die eine distinguierte Nickelbrille trägt, wie aus der Urzeit der Optikerkunst. Die Schattenseiten des Lebens im Nahen Osten kennt Stern nur zu gut. “Tel Aviv ist stark von den USA geprägt. Religiöse Gruppen setzen ihre Interessen durch”, drückt die 40-Jährige ihr Unbehagen aus.
Dennoch sei Israel eine demokratische Nahtstelle zwischen Morgen- und Abendland. Das Netanjahu-Land beherbergt Einwanderer aus Russland und Äthiopien, ein echter Schmelztiegel. Begnadete Autoren wie Amos Oz oder David Grossman brachte dieses Land hervor. Gleichwohl ist es ein Land, in dem die Angst zum Alltag gehört. Aufgrund der Bombenanschläge sind die israelischen Bürger wachsam. Vor Dikla Sterns Wohnung in Tel Aviv jagte die Polizei einmal einen herrenlosen Koffer hoch. Zum Glück enthielt der Koffer keine Sprengladung. Ihre Fensterscheiben hatte die Künstlerin vorsorglich gitterförmig mit Klebeband versehen – damit im Falle einer Explosion keine Glassplitter ins Zimmer fliegen. Unterwegs trug die Malerin eine Gasmaske bei sich. Wo die Weltbürgerin ihre Heimat sieht? “Wo meine Familie und meine Freunde sind”, erklärt die Grafikdesignerin. Sie zieht Berlin vor. Der Kunst wegen.
Online
© zeitzeichen, August 2019/ Von Hedwig Gafga
Tradition in Gegenwart gestalten
Elisa Klapheck– eine Rabbinerin zwischen Engagement und Traumabewältigung
Eher zufällig geriet Elisa Klapheck an die Hebräische Bibel, dann wurde sie Rabbinerin. Heute wirkt sie als solche seit vielen Jahren in der liberalen jüdischen Gemeinde in Frankfurt/Main und möchte die Tradition der Thora modernen Menschen vermitteln. Die Journalistin Hedwig Gafga hat sie besucht.
„Es geht nach oben“, ruft eine Stimme in den Treppenflur herunter. Vor der geöffneten Tür steht Elisa Klapheck, Rabbinerin in Frankfurt und Professorin für Komparative Theologie in Paderborn, früher Journalistin, unter anderem beim Berliner Tagesspiegel und bei der taz. Langes weißes Haar, leuchtend blauer Pullover, ein wacher Blick. Auf Bildern ist sie oft mit Kipa zu sehen. „Hebräisch heißt es Kipá“, sagt sie, Betonung auf der zweiten Silbe. Und im Plural? „Kipot“. Die 56-Jährige wirkt durch ihre direkte Art und ihre schnellen Bewegungen jung. Sie stellt zwei Becher Kaffee auf den Tisch.
In heutigen Gemeinden sind Rabbiner Religionslehrer, Seelsorger und Gutachter in religionsgesetzlichen Fragen. Die Frankfurter Rabbinerin hat eine Sehnsucht, die weit darüber hinausgeht: Sie möchte erreichen, dass die jüdische Perspektive wieder in die Gesellschaft hineinwirkt, sichtbar und hörbar wird, zuerst unter den Juden selbst, von denen viele den Bezug zu ihren Quellen verloren hätten. Sie legt die Thora, die Hebräische Bibel, „in aufgeklärter Weise“ aus, so dass sie den Besuchern heute etwas sagen könne, sagt sie selbstbewusst. Aber das allein genügt der politisch wachen Publizistin, die sie auch ist, nicht. Über die Gemeinde hinaus will sie das Potenzial, das sie im Judentum erkennt, einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen.
Lange verstand sie sich selbst als nicht religiös. Erst im Laufe ihres Studiums in Hamburg änderte sich etwas. In einer privat organisierten jüdischen Frauengruppe wandte sie sich der Thora zu. Erst hatten zwei sich gegenseitig Deutsch und Hebräisch beigebracht, dann beschlossen: „Let’s read the bible in Hebrew!“ Eine Initialzündung. „Es hatte etwas Verwegenes, als würden wir was Verbotenes machen.“ Zwischendurch habe sie sich gefragt, was das Bibellesen bringe, wenn man gar nicht religiös sei. „Da dachte ich noch, ich muss an Gott glauben.“ Wie sie es vom Christentum her gekannt habe. Der Zugang der Juden sei ein anderer: Man erfahre Gott in der Geschichte, sei für oder gegen ihn, die Rabbinen hatten Gott beim Auslegen der Thora erfahren, und in deren Tradition steht sie.
Thora als Rahmen
In ihrem Buch Wie ich Rabbinerin wurde beschreibt sie sich als Studienanfängerin ohne Plan, die sich auf die Suche nach der Richtung macht, in die sie gehen will. Sie belegt Politik, Jura, Judaistik und weitere Fächer, lebt in WGs. Die Studien intellektuell zu bewältigen, ist für sie kein Problem. Doch erst als das Fundament geklärt ist, geht es richtig los. Sie sagt: „Auf dem Boden der Thora bekam meine jüdische Identität ihren Rahmen“. Aufgewachsen ist sie mit ihrem Vater, einem bekannten Künstler, und mit ihrer jüdischen Mutter, die die Endphase der NS-Zeit in einem Versteck überlebte, der Großvater wird in Auschwitz ermordet. Sie erlebt Situationen, in denen die Mutter sie massiv überfordert. So schildert sie eine Szene, in der sie ihrem Bruder in einem Kinderstreit eine Ohrfeige gibt, woraufhin die Mutter ihrer Tochter Nazimethoden vorwirft und sie mit Bildern von NS-Verbrechen konfrontiert. Sie streitet sich oft mit ihr und ergreift vor andern für die Mutter Partei.
Die Überlebenden der Shoa vergleicht sie heute mit „dem Rest der Versprengten“, eine aus dem Hebräischen stammende Bezeichnung für die Zurückgekehrten aus dem babylonischen Exil. Menschen, die „das Schlimmste erlebten, aber die noch immer eine größere Vergangenheit bezeugen können und mit der Erinnerung daran eine jüdische Zukunft aufbauen“. In den von ihnen hinterlassenen Werken findet Klapheck für die Gegenwart wichtige Impulse für die Erneuerung. Dem Einwand, dass die Überlebenden auch Verletzte sind, ein „traumatisierter Rest“, der Heilung sucht, begegnet die Rabbinerin, indem sie die Stärke der jüdischen Überlieferung dagegenhält: „Na klar. Man kann sagen, mein ganzes Engagement ist irgendwie auch Traumabewältigung. Es ist die Wiederherstellung einer großen Tradition. Wie genau, kann ich nicht sagen. Ich habe früher mal Therapie gemacht. Was ich jetzt tue, hilft mir mehr. Es ist nicht ein Aufarbeiten von Problemen meiner Kindheit, sondern ein Gestalten von Wegen, das Gestalten einer Tradition in der Gegenwart.“
Am Ritual des Segens über die Kerzen will sie zeigen, wie die spirituelle Praxis eine aktive Einstellung fördert: „Wenn wir Juden die Kerzen am Freitagabend segnen, sagen wir: ,Ich mache Schabbat.‘ Das heißt, wir Menschen machen das selber. Es gibt eine Zeitstruktur und eine Idee von Heiligkeit. Aber damit Schabbat Wirklichkeit wird, macht man es erst mal. Nachdem die Kerzen gesegnet sind, ist die Stimmung eine andere als vorher.“
Vom „Egalitären Minjan“, der liberalen Gemeinde, weiß man, dass Frauen den Männern hier gleichgestellt sind. In Frankfurt ist es den Beteiligten gelungen, dass liberale und orthodoxe Juden unter dem Dach der Einheitsgemeinde Tür an Tür ihre Religion praktizieren. Die Rabbinerin skizziert ein Bild ihrer Gemeinde: Eine Gemeinschaft von Überlebenden, unter ihnen nur wenige Frankfurter Juden, die vor der Shoa hier gelebt haben. Einige Leute aus Polen und Litauen, die als displaced persons nach dem Krieg in Hessen geblieben sind, Deutsche, Einwanderer aus Rumänien, Lateinamerika, Israel, der ehemaligen Sowjetunion, Japan und China. „Allen, die dazugehören, möchte ich Zugänge eröffnen, dass sie die Tradition miterleben können.“ Auch denjenigen, „die die Thora nicht glauben. Auch bei ihnen gibt es Momente, die ihnen heilig sind. Sie erleben die Gemeinschaft, erleben die Bar Mitzwa ihres Kindes, die Feier seiner religiösen Mündigkeit. Leute aus der ehemaligen Sowjetunion haben die Demokratisierung erlebt und dass sie auswandern konnten.“
Urgeschichte am Berg
Dass Diktaturen fallen, dass Menschen das Potenzial in sich tragen, eine Diktatur aufzulösen und eine Demokratie aufzubauen, das predigt sie ihrer Gemeinde. Demokratie und Rechtsstaat haben für Klapheck ihre Ursprünge auch in der Thora. Sie führt das „Königsgesetz“ im Fünften Buch Mose an. Danach brauchten Menschen keinen Herrscher über sich, außer Gott. Von Königen werde verlangt, das Gesetz immer bei sich zu tragen, auch der König stehe unter dem Gesetz: „Das ist der Rechtsstaat.“ Ihre klare Sprache, bei der jeder Buchstabe artikuliert ist, geht kurz in ein Murmeln über, von Gesetzestreue war in Königshäusern oft keine Spur. Sie erinnert weiter an die Urgeschichte am Berg Sinai, als das Volk sich per Abstimmung für die von Mose überbrachten Gesetze entschied. Die Pointe für Klapheck: „Das ist der Anfang aller Demokratie, dass die Bevölkerung das Gesetz will, und nicht, dass Gott es will.“ Gesetzgebung findet sie spannender als die Geschichten von den Erzvätern und -müttern, „die sich christliche Theologen gern herauspicken“. Denn in der Gesetzgebung bildeten sich gesellschaftliche Umbrüche ab. „Die Welt ändert sich erst, wenn die Gesetze sich ändern“, ist sie überzeugt.
Unser Gespräch findet nicht in der Frankfurter Westendsynagoge statt, sondern in einem Raum ihrer Privatwohnung auf der anderen Mainseite. Darin steht ein ovaler Tisch, drum herum mehrere Sitzgelegenheiten. Die Atmosphäre bestimmt ein Gemälde, „Hotel Stories“ von Dikla Stern. Im Zentrum: zwei freie Sessel, in Blautöne getaucht. „Man weiß nicht genau, stehen die Sessel oder schweben sie“, meint Elisa Klapheck. Sie und ihr Mann haben sich das Bild zur Hochzeit gekauft. Es passt in diesen Raum, der zum Reden einlädt.
Dialog ist ihre Lebensform, in der Gemeinde, im akademischen Kontext oder einfach mit interessierten Leuten. Zeit ihres Lebens hat sie sich dabei auf verschiedenen Feldern gleichzeitig bewegt. Mit dem „Politisch-Jüdischen Lehrhaus“ begründete sie eine Veranstaltungsreihe, die sich dem Wirken jüdischer Persönlichkeiten widmet und es auf mögliche Impulse für die Gegenwart hin befragt. Beispiele: Bertha Pappenheim, Begründerin des jüdischen Frauenbundes, oder Hugo Sinzheimer, Rechtswissenschaftler, auf den der Satz „Eigentum verpflichtet“ im Grundgesetz zurückgeht. Im Verein Thorat HaKalkala (Wirtschaftsethik) beackert sie Themen wie Zinsgeschäft, Handel mit Derivaten, gerechte Teilhabe von Armen, immer mit Bezug auf die Thora.
Beim Anschauen ihres Lebenslaufs stellt man sich die Frage, wann die nächste Station kommt. Die Rabbinerin, die viel von Politik und Recht versteht, würde auch in die Rolle einer Bürgermeisterin oder Stadtverordneten passen, Angehörige religiöser Minderheiten sind in der deutschen Politik unterrepräsentiert. Von der Religion her könne sie auch in die Gesellschaft hineinwirken, meint sie. Andererseits, der Frankfurter Bürgermeister habe ihr diese Frage auch schon gestellt. Ausschließen will sie das nicht.
© taz, 24.11.2014/ Von Anne-Sophie Balzer
Kerzenständer und Klangteppiche
LOCATION Open-Mic-Abende und Konzerte in gediegener Atmosphäre: In Neukölln gibt es seit einigen Monaten ein “Prachtwerk”
Es gehört sich überhaupt nicht, einen Artikel über ein Musikcafé auf der Toilette beginnen zu lassen. Aber im Neuköllner Prachtwerk bietet es sich an, den Rundgang am stillen Örtchen zu beginnen. Zwei Räume zum Pinkeln in stilvoller Atmosphäre, im Vorraum Blümchensofas, die Waschbecken sind in alte Nähmaschinentische eingelassen, im Nachbarraum hängen Arbeiten der Künstlerin Dikla Stern. Und jetzt das Beste: Die Boxen auf der Toilette sind so gut, dass man sogar das Sandpapier-Hauchen in der Stimme von Brooke Singer von French for Rabbits hören kann, die gerade oben auf der Bühne auftreten. Die beste Toilettenanlage Berlins!
French for Rabbits kommen aus Waikuku Beach, Neuseeland, und sind nach Europa gekommen, um ihr erstes Album zu bewerben. Brooke Singer und Gitarrist John Fitzgerald haben die Band 2011 gegründet und sich mit ihrem verträumten Pop mit Folk- und Jazz-Zwischentönen in ihrem Heimatland mittlerweile einen Namen gemacht. Das Prachtwerk ist an diesem Samstagabend ganz gut gefüllt, etwa 120 Leute sind gekommen. Sängerin Brooke ist sichtlich gerührt ob des Interesses. Berlin muss für Musiker aus Down Under ein Angstgegner sein.
Die Texte, die Brooke schreibt und mit samtweicher Stimme vorträgt, sind melancholisch, manchmal auch wütend. Die Single “Goat” ist eine Ode an die Sturköpfigkeit: “I won’t be the first to say I’m sorry / Even if it’s my fault / It’s not like I have a heart of gold / but I’m honest to outvote / And I’m as stubborn as a goat.” Darüber legt sich ein Klangteppich aus einem plätschernden Keyboard und einer zweiten Akustikgitarre. “Quiet is the new loud” ist jedoch nicht das Motto der Band. Um zu sehen, was das Album an Atmosphäre zu bieten habe, solle man doch mal die Anlage aufdrehen, rät die Band auf Twitter.
Das Prachtwerk bietet an diesem Abend eine gute Mischung aus Kneipenstimmung und Konzert, an den hinteren Plätzen wird beim Bier erzählt, vorne an den massiven Holztischen mit wuchtigen Kerzenständern lauscht man dem Konzert.
Wohnzimmerkonzerte als Testlauf
Das sei auch das Konzept gewesen, erzählt Geschäftsführer und Inhaber John Hasler, der gemeinsam mit seiner Frau vor ein paar Jahren aus den Staaten nach Berlin zog. Das Prachtwerk-Konzept habe man zunächst bei sich zu Hause ausgetestet und regelmäßig Wohnzimmerkonzerte veranstaltet, bevor man sich dann an eine eigene Location heranwagte. “Wir wollen vom Kiez angenommen werden, dazu mussten wir uns erst mal ein Netzwerk aus Musikern und Musikliebhabern aufbauen”, sagt Hasler, der, ganz unpassend zur Einrichtung und zum musikalischen Genre des Abends ein grünes Guns’n’Roses-Shirt trägt. Über der Bar hängen Glühbirnen an einer Kupferrohrkonstruktion, das Bier vom Fass kostet 2,50, alle Cocktails 7 Euro. Für die typische Neuköllner Urigkeit hat das Prachtwerk zu hohe Decken, ist zu kunstvoll eingerichtet und auch die omnipräsenten Raucherwolken fehlen. Gemütlich ist es trotzdem. Das Publikum ist gemischt, Weserstraßen-Schickeria, speziell fürs Konzert Angereiste und auch ältere Besucher sitzen beieinander.
Immer Mittwochs finden im Prachtwerk, das seit Februar geöffnet hat, Open-Mic-Abende statt – die Nachfrage, dort aufzutreten, ist inzwischen groß, erzählen die Betreiber. Dazu treten regelmäßig Künstler auf; im November habe man fest jeden Tag Veranstaltungen gehabt. Zwischen 80 und 120 Leute kämen auch unter der Woche zu den Konzerten.
Werbung macht das Prachtwerk fast keine. Ein paar Mal gab es Annoncen in Berliner Zeitungen, der Rest ist offenbar Mund-zu-Mund-Propaganda. Alle Reingewinne werden in soziale Projekte investiert, Kaffee und Essen sind fair gehandelt, erzählt Hasler noch schnell. Dann muss er wieder an die Bar und Bier zapfen. Vorne auf der Bühne spielen French for Rabbits ihr letztes Lied, es ist kurz vor elf. Die meisten bleiben nach dem Konzert noch ein Weilchen.
© BLN FM, 12.07.2013/ 14:00 Uhr/ Von Claudia Obritzhauser
Schöneweide Art Festival – Kunst zum niederknien
Kunst am Spreeknie 2011, Heizhaus
Das “Schöneweide Art Festival” begann vor sechs Jahren mit einigen, wenigen geöffneten Ateliers. 2013 hat es sich zu einem Großereignis gemaustert. Den Auftakt zu dem zehntägigen Kunstfestival macht die “Werkschau” der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) vom 12.7.-14.7.2013. Auf dem Geländer präsentieren Studierende des Fachbereichs “Gestaltung” ihre Semesterarbeiten… ;
© Bpigs, 18. Februar 2013/ 11.11h
What Did I Miss at SUPERMARKET 2013
Supermarket – Stockholm Independent Art Fair took place from the 15th of February to the 17th of February at the culturual heart of Stockholm, Kulturhuset (House of Culture). With 88 participating artist’s initiatives from more than 30 different countries world-wide, Supermarket has become Nordic region’s largest art fair. Berlin was represented with …
© Focus, 13. Februar 2012
Berlin erfindet neuen Kunstherbst
Basel, London, New York, Tokio, Shanghai – die Liste renommierter Kunstmessen ist lang. Aber ausgerechnet Berlin, eine der quirligsten Kunstmetropolen überhaupt, hat kein internationales Messeformat….Basel, London, New York, Tokio, Shanghai – die Liste renommierter Kunstmessen ist lang. Aber ausgerechnet Berlin, eine der quirligsten Kunstmetropolen überhaupt, hat kein internationales Messeformat….
© artinfo24, 18.02.2013
Berliner Liste 2012 – junge zeitgenössische Kunst entdecken
Heute ab 18 Uhr öffnet die Kunstmesse Berliner Liste bereits im neunten Jahr und zeigt vielversprechende und aufstrebende zeitgenössische Kunst
Ausstellen werden über 120 Galerien, Projekträume sowie Künstlergruppen aus 26 Länder. Wie im Vorjahr hat man sich als Messestandort für das Industrieambiente versprühende MUMA | Kraftwerk in Berlin/Mitte (ehemals TRAFO) entschieden. Verantwortlich für die Auswahl der nationalen und internationalen Teilnehmer sowie für alle kuratorischen Angelegenheiten ist dieses Jahr Dr. Gerhard Charles Rump. …
© artparasites, 18.02.2013
Stockholm`s Supermarket: A Cabinet of Curiosities
From the Stockholm Independent Art Fair, the curator of Berlin’s M{}esum of absence, loss and unrealised possibilities – Anna Livia Löwendahl – reports back.
SUPERMARKET, the three day Stockholm Independent Art Fair, just drew to a close yesterday evening. Before the Berlin-based gallerists have even had a chance to step foot in Germany, we bring you the scoop from the north. Our first report comes from Anna Livia Löwendahl, the curator of Berlin’s M{}esum and the mastermind behind the space’s first art fair.. …
© Arterritory, 18.02.2013
Art, Artier, The Artiest
The platform Stockholm Art Week is launched for the first time this year and is the fruit of a sequence of art events always concentrated in specific period in February, spanning across the last 8 years. In 2006, MARKET Art Fair opened its doors for the first time as an initiative from several of the commercial galleries looking to create a fair of international standard in central Stockholm that would focus on Swedish and Nordic galleries. It has grown to arguably …
© ka-news, 18.06.2010/ -bes
Karlsruher Künstlermesse
Kunst sehen, hören und nicht zuletzt auch käuflich erwerben können die Besucherinnen und Besucher der 19. Karlsruher Künstlermesse im Regierungspräsidium am Rondellplatz. 19 Künstler aus Karlsruhe und der Region präsentieren an diesem Wochenende ihre von einer hochkarätigen Fachjury ausgewählten Arbeiten, darunter auch Studierende der höheren Semester einer Kunsthochschule. …
© Karlsruhe – Kultur und Bildung
19. Karlsruher Künstlermesse
Die Künstlermesse gibt den Künstlerinnen und Künstlern der Region Gelegenheit, ihre Arbeiten während des Messewochenendes selbst der Öffentlichkeit vorzustellen. Um die Teilnahme an der Karlsruher Künstlermesse bewerben konnten sich freischaffende bildende Künstlerinnen und Künstler, die in Karlsruhe oder der Region leben und arbeiten, ebenso Studierende einer der Kunsthochschulen dieses Einzugsbereiches ab dem 7. Semester. …
Juli, 2017
– english follows –
Kuratiert von Josh Ryders und Barbara Scott
(übersetzt aus dem Englischen)
Dikla Sterns Werk vermittelt Emotionen, Wildheit, Chaos und Energie, um Grenzregionen auszuloten, in welchen Wahrnehmungsprozess und Erinnerung unerwartete Konvergenzpunkte finden, um die Betrachter durch eine unkonventionelle und vielschichtige Erfahrung zu führen. Sterns Annäherung zerstört Symbole, um die Beziehung zwischen den Parametern des Be- trachters und ihrem kulturellen Substrat herauszufordern und sie dazu zu bringen neue Wahrnehmungen hervorzubringen und somit einen neuen Blickwinkel auf die Welt zu erhalten. Wir freuen uns, dass wir unsere Leser in ihr anregendes künstlerisches Schaffen einführen dürfen.
Hallo Dikla und herzlich Willkommen bei ARTiculAction. Bevor wir auf Ihr künstlerisches Schaffen selbst eingehen, würden wir gern etwas über Ihren Hintergrund erfahren. Sie haben eine solide Berufsausbildung und haben einen Master in Kommunikationsdesign und zeitgenössischer Kunst erworben. Wie haben Ihre Studien Ihre Entwicklung als Künstlerin beeinflusst? Und vor allem, wie vermittelt Ihr deutsch-jüdischer Hintergrund die Art und Weise, wie Sie sich selbst zum Kunstschaffen und zum ästhetischen Problem im Allgemeinen in Beziehung setzen?
Vielen Dank für die Einladung. Ich denke, die Entscheidung sowohl ein praxisorientiertes als auch ein theoretisch- wissenschaftliches Studium zu machen, brachte wichtige und richtige Erfahrungen, die mich geprägt haben. Dabei bot die Lehre in Tel Aviv den möglichen Freiraum für persönliche Entfaltung und Experimentierfreudigkeit und die Gelegenheit ihnen Ausdruck zu geben. Den Umständen entsprechend in einer Stadt wie Tel Aviv gelebt zu haben und im ständigen Austausch mit anderen Kreativen aus der Kunst-, Theater-, Film- und Musikszene zu stehen, aber auch inmitten einer internationalen, lebendig-pulsierenden Gesellschaft mit ihren schwierigen politischen Ereignissen zu befinden, wirkte auf meine Wahrnehmung wie ein intravenöser Impulsverstärker.
Die strenge wissenschaftliche Auseinandersetzung mit historischen und zeitgenössischen philosophischen Texten in Deutschland, hat zusätzlich noch einmal eine ganz eigene, andere Bedeutung erhalten, die sowohl mein Denken schärfte als auch meine Haltung gegenüber gesellschaftlichen Phänomenen bestätigte, wobei sicherlich auch meine kulturelle Prägung eine Rolle spielt.
Mit der Ästhetik, der ich mich bediene, verbinde ich ein Gefühl der Einbildungskraft und versuche sie mit den Gesetzmäßigkeiten des Verstandes in Einklang zu bringen. Es ist eine Entscheidung das Gefühl und die Vorstellungen darzustellen. Die ästhetische Idee ist und kann nicht über Begriffe oder Sprache verständlich gemacht werden. Das Schwierige besteht darin, eine Idee über die Anschauung zu vermitteln.
Ihre Herangehensweise ist sehr persönlich und Ihre Technik konzentriert unterschiedliche Gesichtspunkte, die Sie wiederum in eine stimmige Balance zusammenbinden. Wir möchten unseren Lesern vorschlagen, Ihre Homepage https://www.diklastern.com zu besuchen, um eine Zusammenschau Ihrer Arbeiten zu erhalten: Würden Sie unseren Lesern in der Zwischenzeit etwas über Ihr Vorgehen und Ihr System erzählen? Würden Sie unseren Lesern vor allem etwas zur Entwicklung Ihres Stils schildern?
Die Darstellung der Arbeiten ist in verschiedene Prozesse aufteilbar. Zuerst findet sich eine gedanklich konstruierte und gefühlt stimmige und passende Konstellation, die durch den einen wichtigen Gedanken aus Hunderten von Gedanken in seiner Andersartigkeit erfasst wird und mit vorhandenen Beobachtungen, Wissen und Erfahrungen abgeglichen und verknüpft wird. Dabei ist die zeitliche Komponente nicht entscheidend, d.h. wann oder in welcher Schnelligkeit die Stimmigkeit der Vorstellung zustande kommt, sondern die Intensität ihrer Richtigkeit. Dieser Moment ist in einer Sekunde vor dem inneren Auge sichtbar oder braucht mehrere Stunden bis hin zu mehreren Wochen, bis sich die Verknüpfung ergibt und sich mir die vollkommene Idee erschließt. Wird allerdings der experimentelle Weg gewählt, so greifen andere Gesetze. Die Herangehensweise ist eine andere. Das Ziel ist beim Experimentieren unbekannt. Hier wird keine endgültige Vorstellung umgesetzt, da sie ja nicht existent ist, sondern es entstehen in nahen Zeitabschnitten neue Konstellationsmöglichkeiten, die zeitnah gestaltet werden und der Arbeit einen völlig anderen Sinn geben können. Experimentell zu arbeiten ist eine sehr interessante und besondere Erfahrung.
Der Fokus lag in den ersten Jahren aber mehr auf den Porträts. In ihnen versuchte ich die Charakterzüge, die Fassade oder den Augenblick auszuarbeiten, in denen die Mimik, die Gestik und Haltung, aber auch die Gemütslage zu erfassen sind, um eine ganz bestimmte Stimmung zu erzeugen, und das möglichst lebendig. Dann folgte eine Phase, in der die Arbeiten etwas erzählender waren, zwischendurch gab es Experimente bis hin zur Projizierung meiner Wahrnehmung auf Objekte.
Wir würden uns nun Ihrem künstlerischen Schaffen zuwenden und mit „Todesspritzen“ und „Perception meets Reality“ („Wahrnehmung trifft Wirklichkeit“) widmen, einem interessanten Werkpaar, das Bestandteil Ihrer letzten ARSENAL-Ausstellung in Berlin war und das unsere Leser bereits auf den einleitenden Seiten zu diesem Artikel haben bewundern können.
Was unmittelbar unsere Aufmerksamkeit für Ihre hellsichtigen, fast ernüchternden und doch fesselnden Forschungen über die konflikthafte Beziehung zwischen Demokratie und ökonomischen Interessen in Anspruch genommen hat, ist die Art und Weise, wie Sie die sichtbaren Ergebnisse Ihrer Analyse mit autonomer Ästhetik verbunden haben. Während unsere Leser durch die Entstehungsgeschichte dieser Werke streifen, würden Sie Licht in die Hauptquellen Ihrer Inspiration bringen?
Die Inspiration ergibt sich durch verschiedene Begebenheiten. Das kann zum einen über die Literatur passieren oder über die Reflexion gesellschaftlicher Ereignisse. Auffällige Beobachtungen und Handlungen, anregende Gespräche, aber auch Abgeschiedenheit und Ruhe. Wenn sich ein lichter Moment ereignet, wird ihm sein Fundament herausgestellt. Innere und äußere Dissonanzen wirken im Spiel und finden ihren eigenen Weg in die Arbeit. Lichte Momente können jederzeit und überall entstehen.
In den Arbeiten ‘Perception meets Reality’ oder ‚Todesspritzen’ ist die Präsenz des Objekts, das auf sich selbst reduziert ist, dem medizinischen Alltag entnommen. Durch Abwesenheit eines Protagonisten wird diese nochmals verstärkt und die Auseinandersetzung mit dem eigentlichen „Ding“ angeregt. In diesem Fall steht das Objekt als Konsum- und Politbarometer mit gleichzeitiger Funktion für Projektionen. Die präzise Darstellung des Objekts, die wir sehen, ist die Antwort einer gefühlten Wahrnehmung (Irritation, Bedrohung, Brutalität) von gestörten, gesellschaftlichen Strukturen.
Wenn z.B. Werbung und Botox Schönheit versprechen und Spritzen an einem gesunden Körper als Werkzeug eingesetzt werden, um pseudogesellschaftliche Standards zu erfüllen, wenn Weltfirmen und Lobbyisten u.a. Prosac und Ritalin wie bunte Lutschbonbons darstellen, um wirtschaftlichen Interessen zu dienen, und wenn sich hinter politischen, doppelmoralischen Lippenbekenntnissen Selbsterhaltung und Herrschaftsimperative verbergen, sollten wir irritiert sein.
Um zum Erkenntnisgewinn gesellschaftlicher Zusammenhänge zu gelangen, zu reflektieren, wo politische Unterlassung stattfindet, in wieweit wir Menschen uns von Medien manipulieren und abhängig machen lassen, selbst schon Ware sind, zur Ware gemacht werden oder selbst dazu beitragen und wo die Kräfte liegen, die permanent auf uns einwirken um unsere verborgenen Ängste zu instrumentalisieren, bediene ich mich der Beobachtung und der kritischen Hinterfragung. Diese Ansätze sind u.a. in der Serie Arsenal zu erkennen. Dabei ist es so leicht – den Fernseher einfach mal öfter abschalten, weniger konsumieren und kritischer hinterfragen.
Ihre Forschung über die menschliche Würde ist durchdrungen von einer wirksamen soziologischen Kritik, die in „Selfie“ die stärksten existentiellen Parameter des Betrachters herausfordert. Während viele zeitgenössische Künstler, wie Ai WeiWei oder jüngst Jennifer Linton, für gewöhnlich offene sozio-politische Kritik in ihren Werken vermitteln, scheinen Sie mehr daran interessiert zu sein, nur die Richtung anzudeuten, indem Sie die Betrachter zu einem Prozess der Selbstreflexion einladen, der zur Zerstörung einer Reihe von gewohnten, fast stereotypen kulturellen Kategorien führen dürfte. Meinen Sie, dass Ihre Werke in einem bestimmten Sinne als politisch bezeichnet werden können, oder haben Sie versucht, einen mehr neutralen Zugang aufrechtzuerhalten? Und vor allem, welche Rolle könnte ein Künstler in der heutigen Gesellschaft spielen?
In der Umsetzung der Ideen geht es um das Ausdrücken von Wahrnehmungen, die im Alltag auftauchen und in sich Unstimmigkeiten sind, was zur Irritation führt. Die Ursachen hierfür erkennt man in gesellschaftspolitischen, gestörten Strukturen. Auf der Leinwand zeigen sich Wahrnehmungen, Stimmungen, Schlussfolgerungen und Statements, die auf einer indirekten Ebene kommuniziert werden. Auch hier ein Versuch geschichtliche Ereignisse, aber auch zeitgenössische Phänomene über eine visuelle ästhetische Sprache darzustellen, die sich (auch) über den Titel niederschlägt. Das Publikum kann über den geistigen Prozess der Reflexion/ Selbstreflexion diesen Prozess durchlaufen und die Beobachtung wie die Stimmung erfassen. ,Selfie‘ lässt dem Publikum weniger Spielraum für Findungsprozesse; es ist eine direkte Sprache und die Botschaft ist desillusionierend. Verbunden mit der zukünftigen Realität wie auch der Auseinandersetzung mit Krankheit und der anscheinenden Bedrohung unseres Todes zeigt das Krankenbett eine Realität, der sich keiner entziehen kann – ein authentisches Selbstporträt.
Der Künstler ist meines Erachtens ein Sprachrohr. Er hat die Aufgabe, die Ereignisse oder die Zustände aufzuzeigen und Botschaften zu senden, die manche Menschen nicht sehen oder dessen sie sich nicht bewusst sind. Ähnlich einem Schriftsteller, der die Welt über die Texte sichtbar macht, interpretiert der Künstler mit Bildern die Wirklichkeit auf vielfältige Weise. Dies ist für den interessierten Betrachter, der gerne nachdenkt und reflektiert, eine Bereicherung, da ein innerer Dialog angeregt wird. Darüber hinaus sensibilisiert Kunstbetrachtung, und die wiederum löst Staunen aus und lässt Erkenntnisgewinn zu. Oder man kommt zu einem Konflikt, der eventuell zur Einsicht führt. Über die Ästhetik kann er zur Moral gelangen.
Auch sind Ausstellungen und Kunst inspirierend. Gute Ausstellungen schaffen es den eigenen Kontakt zu sich selbst herzustellen und somit die eigene Individualität, die ja sehr gerne kapitalisiert oder auch enteignet wird, zu erfahren. Kunst schafft weiterhin Distanz zum Alltag und eröffnet Raum für Neues. Negative Gedanken des Alltags werden sublimiert und führen zu einer Befreiung. In dieser Form fungiert die Kunst als Reinigung. Kunst und Kultur als essentieller Bestandteil unserer Lebensform sind ohne Künstler nicht denkbar und ohne das Menschsein nicht möglich ist, da es zu uns gehört.
Oder wie Vilém Flusser sich über „Der Taucher“ von Schiller äußert: „Die Künstler sind unsere Organe, die für uns das Unsägliche sagbar, das Unerhörte hörbar, das Unsichtbare sichtbar machen, indem sie unter Todesgefahr ins Chaos tauchen.“
Sie holen einiges aus der Geschichte, aber auch aus zeitgenössischen Themen. Ihre Gemälde scheinen allerdings von etwas zu reden, das sich von allgemeinen Vorstellungen unterscheidet: Sie sind meditativ, schweigsam; manchmal sogar grotesk und bewältigen die schwierige Aufgabe, direkte Beziehungen mit den Betrachtern herzustellen, um dann über jeglichen Prozess einer bloßen Übertragung kultureller Symbole hinauszugehen. Der deutsche Vielfachkünstler Thomas Demand stellte einmal fest, „Kunst kann sich heutzutage nicht so sehr an symbolischen Strategien festmachen, sondern muss stattdessen psychologische, narrative Elemente innerhalb des Mediums ausprobieren“. Was denken Sie darüber? Und vor allem: wie konzipieren Sie das Narrative für Ihre Werke?
Bildbetrachtung geschieht auf verschiedene Arten und unterschiedliche Kunststile lassen sich über eine empirische Form-Erfahrung sinnlich-konkret erleben. Eine psychologische, narrative Untersuchung in einem Kunstwerk bietet einen möglichen Ansatz gewohnter Erfahrungsweisen und stellt eine weitere Form dar. Eine weitere Form von Kunsterfahrung ist demnach auch immer ein Perspektivwechsel, der neue Sichtweisen eröffnen kann und somit neue Einblicke wie auch Erkenntnisse über das menschliche Verhalten und über individuelle Erfahrungsweisen bietet. Der Zuschauer ist nicht nur ein außenstehender Sehender eines Kunstwerks, sondern wird ein Teil davon. Das Kunstwerk ist in diesem Fall keine isolierte Realität. Die narrative, psychologische Methode ist eine mögliche Methode, möchte aber andere bekannte Methoden nicht ausschließen, die Neues und Interessantes hervorbringen.
In meinem Fall konstruiert sich die erzählerische Struktur teilweise visuell auf der Leinwand wie auch teilweise über die Auseinandersetzung mit der Arbeit, aber auch, wenn diese über die Stimmung den Betrachter in den gedanklichen Prozess hineinführt, um dort verschiedene Assoziationen frei werden zu lassen und auf seine individuellen Bilder und Erfahrungen zurückzugreifen. Diese Kommunikation passiert auf einer nicht greifbaren Ebene und ist zum Teil unterbewusst.
Wahrnehmung, Atmosphäre, Stimmung und Assoziationen verflechten sich in meinen Arbeiten und schließen den Betrachter selbst mit ein oder geben ihm zumindest die Impulse, eine Ahnung etwas zu erfahren. Die Stimmung und die Wahrnehmung sind zwei wesentliche Auffälligkeiten des künstlerischen Ausdrucks. Die Codes sind nicht immer direkt sichtbar, weil sie auf einer nicht greifbaren Ebene wahrgenommen werden.
Wenn Ihr Werk klare Bezüge zur sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeit zeigt, vermittelt es immer ein lebhaftes abstraktes Gefühl, das mit dynamischer Kraft ein charakteristisches Wesensmerkmal Ihrer Leinwand bildet, wie z.B. in „Hotel Stories“. Die Weise, in der Sie Unschärfe mit einer universalen Art von Sprachqualität einfangen, stellt einen bemerkenswerten Teil Ihres Schaffens heraus, was in einem gewissen Sinn kennzeichnend für die Beziehung zwischen Gefühl und Gedächtnis ist. Wie würden Sie die Beziehung zwischen Abstraktion und figürliche Darstellung in Ihrer Praxis definieren? Denken Sie, dass Abstraktion ein Weg ist, um die Betrachter zu veranlassen, persönliche Assoziationen zu erarbeiten?
Dadurch, dass die meisten Arbeiten figurative Elemente besitzen, entweder Porträts oder Objekte, sind sie erst einmal nicht abstrakt. Da aber abstrakte Teilelemente vorhanden sind, verfügen die Arbeiten über einen abstrakten Teil. Die Abstraktion selbst aber wird auf einer gedanklichen Ebene über die dargestellte Form vermittelt. Es sind die externen Gegenstände, die, die Beziehung zwischen der Abstraktion und der Repräsentation in den Arbeiten bilden. Wird eine Idee in einem Objekt oder einem Porträt verwirklicht, findet die Konzentration auch auf diese statt. Es geht dann weniger um eine bekannte Erzählform als um die Umsetzung, das Handwerk. Das figurative Element ist die Haltung, mit der die Gedanken umgesetzt werden, könnte man sagen. Der abstrakte Teil ist die Dynamik, mit dem der Gedanke unterstrichen wird. Es ist der natürlichere Teil, der unkontrollierte Aspekt. Dem gegenüber steht das präzise, ausgearbeitete Dargestellte.
Wir würden gerne ein paar Fragen über das Gleichgewicht stellen, das Farben und Struktur erzeugen: wir haben wirklich die Lebendigkeit der Farben geschätzt, welche Ihre Leinwand durchdringen, und vor allem die Art und Weise, wie sie in Diakonie Plastizität suggerieren, bis hin zu einem Gefühl des Berührens. Wie sind Sie dazu gekommen, Ihre eigene Farbpalette zusammenzustellen? Und inwieweit bestimmt Ihr eigener psychologischer Ansatz die Nuancen der Farbtöne, für deren Gebrauch Sie sich in einem Werk entschieden haben? Und insbesondere, wie entwickeln Sie die (Farb-)Komposition eines Gemäldes?
Man sieht, die Farbpaletten unterliegen keinen festen Regeln. Bestimmte Farbkompositionen entstehen vor dem inneren Auge. Diese werden anschließend auf die Leinwand übertragen. Dass im Laufe der Zeit und mit mehr geschaffenen Arbeiten ein bestimmtes Spektrum an Farben oder wiederkehrende Farbkombinationen entstand, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Aber es gibt eben keine festen Regeln. Auch sind einige Arbeiten, die sich im Schwarz-bis-Weiß-Spektrum bewegen, unabhängig voneinander entstanden, so wie unter anderem in „Der Kämpfer“ (Fighter), einer Stellvertreterfigur eines Kämpfers, die für die NGO „Diakonie Katastrophenhilfe“ entwickelt wurde, um auf die Zustände im Kongo im Jahr 2010 aufmerksam zu machen. Hier habe ich mich für das Schwarz-bis-Weiß-Spektrum entschieden. Die Farben assoziiere ich mit Gewalt, Tod, Trauer und der Grausamkeit des Krieges, die Menschen erleiden. In dem Gesicht des Porträtierten spiegelt sich die bittere Realität.
Wir bewundern die Weise, in der Ihre Gemälde ein stimmiges Gleichgewicht hinsichtlich der Komposition zeigen: Wie Sie einmal gesagt haben, wird die visuelle Idee in gemalter Form durch Beobachtung der Umwelt grundgelegt. Die vielschichtige Erfahrung, zu der Sie den Betrachter einladen, gibt dem Kreislauf zwischen der Innenwelt und der Außenwelt eine Dauerhaftigkeit. Sie greifen auf unterschiedliche soziopolitischen Gegebenheiten unserer Gegenwart zurück; daher möchten wir die Gelegenheit nutzen Sie zu fragen, welche Rolle persönliche Erfahrung in Ihrem Schaffen spielt und ob das ein unverzicht- barer Bestandteil des kreativen Prozesses ist. Glauben Sie, dass der kreative Prozess von direkter Erfahrung abgekoppelt werden kann?
Persönliche Erfahrung spielt sicherlich eine Rolle in einem Schaffensprozess. Ich betrachte die Thematik zeitgenössische Aspekte im mer im Zusammenhang mit dem epochalen Wandel in dem wir uns befinden. Das ist eine Komponente. Weiterhin fließen äußere Reize in den Kreativprozess mit hinein, der ja sehr komplex ist. Eine weitere Komponente ist unsere Beschaffenheit. Inwieweit wird durch sie ein kreativer Prozess eingeleitet? Sicherlich ist die Intensität, wie wir einen Impuls wahrnehmen und mit Bekanntem als auch Vertrautem abgleichen, zusätzlich der Auslöser, also die entscheidende Komponente. Aber auch in dem „nicht Vorhandensein“ einer Erfahrung kann dieser Impuls als „nicht bekannte“ Komponente einbezogen werden, so dass ein Impuls ausgelöst wird, eben durch das nicht Bekannte.
In den letzten Jahren haben Sie zu verschiedenen Anlässen in Berlin ausgestellt, einschließlich Ihrer letzten Ausstellung ARSENAL. Eines der Kennzeichen Ihrer Arbeit ist die Fähigkeit, für eine direkte Einbeziehung der Betrachter zu sorgen, die gedrängt werden sich vom Zustand bloßen Zuschauerdaseins weg zu entwickeln. Bevor wir also dieses Gespräch beenden, würden wir gern eine Frage über die Natur der Beziehung Ihrer Kunst mit Ihrem Publikum stellen. Halten Sie das Thema der Rezeption beim Publikum für einen Kernbestandteil Ihres Entscheidungsprozesses in Bezug auf den Typus von Sprache, der in einem bestimmten Zusammenhang benutzt wird?
Eine Arbeit zu gestalten ist etwas sehr Persönliches. Die Entstehung eines Bildes bedarf viel Zeit und richtet sich in einem Moment aus, in dem eine Ahnung, ein Gefühl oder ein Wissen entsteht, das sich eventuell in die richtige Richtung, eine stimmige Richtung, entwickeln kann. Das bedarf Konzentration und Energie. In diesem wie auch in dem darauf folgenden Prozess, nämlich der Umsetzung, ist kein Platz für etwas anderes. Der einzige Zuschauer ist man selbst, während man im Wechselspiel von der Position des Ausführenden zum Schauenden und wieder zum Ausführenden wird. Der Fokus ist auf die Inhalte und die Idee gerichtet, so dass der Zuschauer in den Entstehungsphasen gedanklich bei mir nicht vorkommt.
Vielen Dank für die Zeit und die Gedanken, die Sie uns mitgeteilt haben, Dikla. Würden Sie unseren Lesern schließlich etwas über Ihre zukünftigen Projekte berichten? Wie wird sich Ihre Arbeit entwickeln?
Vielen Dank auch Ihnen. In meinen neusten Arbeiten stehen Konsumgüter im Fokus. Hierbei handelt es sich um Fotografien. Das Ergebnis ist eine Serie von Gegenständen, die dem Alltag entnommen sind und in verschiedenen Perspektiven dargestellt wurden. Die Präzision und die Weiterverarbeitung der Materie als auch die Detailvielfalt sind wichtige Elemente. Die Visualisierung der Idee war nur mittels einer hochauflösenden Kamera zu erreichen. Demzufolge entstand eine eigene Formsprache, die zwar sehr genau abbildet, aber nicht immer auf Anhieb den Gegenstand erkennen lässt. Durch die Schattenwürfe wird erstens die Vorstellung greifbar und zweitens eine eigene Form mit einer bestimmten Stimmung erzeugt. Die Fotografien sind dieses Jahr im Hohenstaufensaal in Annweiler am Trifels das erste Mal gezeigt worden und einige von Ihnen sind auch dieses Jahr im CICA-Museum in Korea zu sehen. Aber auch auf meiner Homepage www.diklastern.com kann man sich einen Eindruck verschaffen. Nun, es sind einige Ausstellungen für dieses und nächstes Jahr in Planung. So findet zusätzlich eine Ausstellung im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen an der Ems in Deutschland statt. Hinzu kommt dass ich für einige Monate für ein anderes Projekt unterwegs sein werde, das mich in verschiedene Länder führt. Hier werden sicherlich auch neue Ideen entstehen. Das kann man dann auf meiner Seite verfolgen.
– english –
Curated by Josh Ryders and Barbara Scott
July, 2017
Dikla Stern’s work conveys emotions, the wildness, chaos, energy to explore the liminal area in which perceptual process and memory find unexpected points of convergence to wlak the viewers through an unconventional, multilayered experience. Drawing from universal imagery and from a wide variety of issues that affect our contemporary age, Stern’s approach deconstrupts symbols to challenge the relationship between the viewers’ most limbic paramenters and thei cultural substratum to induce them to produce new perceptions and thus obtain a new perspective on the world: we are very pleased to introduce our readers to her stimulating artistic production.
Hello Dikla and welcome to ARTiculAction: before starting to elaborate about your artistic production would you like to tell us something about your background? You have a solid formal training and you hold a M.A. of Communication Design and Contemporary Art: how did your studies influence your evolution as an artist? And in particular, how does your German-Jewish cultural substratum inform the way you relate yourself to art making and to the aesthetic problem in general?
Hello. Thank you for inviting me. I believe that my decision to study something practical as well as something theoretical allowed me to have experiences that were important and right for me, and they shaped me. My apprenticeship in Tel Aviv gave me the freedom I needed for my personal development and for experimentation as well as the opportunity to express both of these. Living in a city like Tel Aviv and having ongoing exchange with other creatives from the art, theatre, film and music scenes, while immersed in an international society that pulsates with life and is marked by difficult political events had an effect on me that was, you could say, like an intravenous pulse amplifier.
In Germany, my stringent academic exploration of historical and contemporary philosophical texts took on its own very specific and different meaning, which has both sharpened my thinking and confirmed my attitude toward societal phenomena. Also, my cultural background certainly entered into all of this as well.
To me, the aesthetics that I draw on are connected with a sense of imagination that I try to reconcile with the laws of reason. Wanting to represent feeling and imagination is a conscious decision. The aesthetic idea cannot be conveyed with concepts or language. The challenge is communicating an idea via first-hand visual perception.
Your approach is very personal and your technique condenses a variety of viewpoints, that you combine together into a coherent balance. We would suggest to our readers to visit https://www.diklastern.com in order to get a synoptic view of your work: in the meanwhile, would you like to tell to our readers something about your process and set up? In particular, would you tell our readers something about the evolution of your style?
In describing my works, I can distinguish a number of different processes. First, I find a conceptually constructed constellation that feels right and appropriate and is captured by the otherness of this one important thought that stands out among hundreds of thoughts, and is then compared to and connected with existing observations, knowledge and experiences. What is crucial here is not the temporal component, i.e. when or how quickly the coherence of the idea is established, but how strikingly right it is. This moment can appear before the inner eye within a second or else it may take several hours and up to several weeks before I can see the connection, before the perfect idea reveals itself. Choosing the experimental path, however, comes with a different set of laws. It is a different approach. With experimentation, the goal is unknown. The point is not to realize a definitive idea, because it does not exist. Instead, new constellations are created within short intervals; they take shape quickly and may lend the work a completely different meaning. Experimental work is very interesting and a very special experience.
Yet, in the first years I focused mostly on portraits. Here I attempted to bring out the features, the façade or else the moment in which a facial expression, gesture and posture but also mood can be registered to create a very specific atmosphere, one that is as alive as can be. Then followed a phase in which my works were more narrative, and in between there were experiments, in which I would even project my perception on objects.
We would start to focus on your artistic production beginning from Todesspritzen and Perception meets Reality, an interesting couple of pieces that are part of your recent ARSENAL exhibition in Berlin and that our readers have already started to admire in the introductory pages of this article. What has at once captured our attention of your insightful, almost disenchanted still captivating investigation about the conflictual relationship between democracy and economic interests is the way you provided the visual results of your analysis with autonomous aesthetics: while walking our readers through the genesis of these works, would you shed light to your main sources of inspiration?
Different things give me inspiration. It can come from literature or from reflecting on events taking place in society, from unusual observations and actions, stimulating conversations but also from solitude and quiet. When there is a moment of clarity, I extract its underpinnings. There is an interplay of internal and external dissonances and they find their way into the work. Moments of clarity can happen everywhere and anytime.
In works such as Perception meets Reality or Todesspritzen (Lethal Injections), the presence of the object that has been reduced to itself is taken from everyday medical life. The absence of a protagonist amplifies this further, prompting an examination of the actual “thing.” In this case, the object acts as a barometer of consumption and politics and also assumes this function for projections. The precise object representation that we see is the answer to a felt perception (of irritation, threat, brutality) in disturbed social structures.
We should feel irritated, when, for example, advertising and Botox promise beauty, and injections into a healthy body are a tool used to meet pseudo-societal norms, when global corporations and lobbyists represent things such as Prosac and Ritalin as colorful candy, catering to economic interests, and when political lip service steeped in double standards is a veil for self-preservation and assertions of power.
I use close observation and critical analysis to gain knowledge about societal relationships; to reflect on where political neglect is happening, to what extent we allow ourselves to be manipulated and made dependent on the media, to be commodified or to contribute to this, and I use it to find out where the powers reside that are constantly acting on us in order to instrumentalize our hidden fears. These approaches can be found in my series Arsenal, for example. And it is so easy: Simply turn off the TV more often, consume less and question things more critically.
Your inquiry into human dignity is pervaded with an effective socio political criticism that in Selfie forces the viewers’ most limbic parameters. While lots of artists from the contemporary scene, as Ai WeiWei or more recently Jennifer Linton, use to convey open socio-political criticism in their works, you seem more interested to hint the direction, inviting the viewers to a process of self-reflection that may lead to subvert a variety of usual, almost stereotyped cultural categories. Do you consider that your works could be considered political in a certain sense or did you seek to maintain a more neutral approach? And in particular, what could be in your opinion the role that an artist could play in the contemporary society?
When I realize ideas, I try to express everyday perceptions that are in themselves inconsistent, leading to feelings of irritation or confusion. The cause for this can be found in disturbed socio-political structures. What is seen on the screen are perceptions, moods, drawn conclusions and statements that are communicated on an indirect level. This is another attempt to represent historical events as well as contemporary phenomena using a visual aesthetic language, which also finds expression in the title. Via the mental process of reflection / self-reflection, the audience can go through this process and grasp the observation and the mood.
Selfie leaves less leeway for the audience’s discovery processes; it speaks a direct language and its message is disillusioning. Associated with a future reality as much as with an examination of disease and the apparent threat of death, the sickbed shows a reality that no one can escape – an authentic self-portrait.
The artist, I believe, is a mouthpiece. It is his or her task to draw attention to events or conditions and to send out messages about matters of which some people are unaware. Similar to a writer who makes the world visible in texts, the artist interprets reality in various ways with pictures. For a viewer who likes to think and reflect, this is enriching as it elicits an inner dialogue. Moreover, art viewing leads to a sensitization, which in turn leads to wonder and fosters insight – or else you arrive at a conflict which might lead to a realization. Aesthetics can lead to morals.
Exhibitions and art are also inspiring. Good exhibitions lead the visitor to connect with himself or herself, thus experiencing his or her own individuality, which, as we know, is easily commercialized, easily ousted. Art further creates a distance to one’s everyday life and opens spaces for something new. Negative thoughts experienced in one’s daily routine become sublimated, which is liberating. In this form, art has a purifying function. Unthinkable without artists, art and culture are part of being human, part of our way of life.
As Vilém Flusser says about Friedrich Schiller’s Der Taucher (The Diver): “By endangering their life and diving into chaos, artists become our organs that make the unspeakable speakable, the unheard audible, the invisible visible.”
You draw a lot from history as well as from contemporary issues: however, your paintings seems to speak of something different from common imagery: they are meditative, silent: sometimes even grotesque and accomplish the difficult task of extablishing direct relations with the viewers, to go beyond any process of mere translation of cultural symbols. German multidisciplinary artist Thomas Demand once stated that “nowadays art can no longer rely so much on symbolic strategies and has to probe psychological, narrative elements within the medium instead”. What is your opinion about it? And in particular how do you conceive the narrative for your works?
Art appreciation happens in various ways and different artistic styles can be experienced directly through the senses via an empirical experience of form.
A psychological, narratological exploration of an artwork offers a further possible approach; it is another form of experience. A further form of experiencing art is a change of perspective that may offer new points of view and therefore new insights and realizations about human behavior via individual experience. The spectator is not merely an external viewer of the artwork but becomes a part of it. The artwork, in this case, is not an isolated reality.
The narratological, psychological method is one possibility, but this does not preclude other known methods that can lead to new and interesting things.
In my case the narrative structure is constructed visually partly on the canvas and partly through my exploration of the work, and the work, via its atmosphere, leads the viewer into the mental process, evoking a number of different associations that connect to the viewer’s personal images and experiences. This communication happens on a level that is somewhat below the radar and is partly subconscious.
Perception, atmosphere, mood and associations interweave in my works and may include the viewer directly or at least provide impulses, the idea that there is something to experience. Mood and perception are two essential distinctive qualities of artistic expression. The codes are not always directly visible; they are discerned at an intangible level.
When showing clear references to perceptual reality, your work always convey a vivacious abstract feeling that provide with dynamism the representative feature of your canvass, as Hotel Stories. The way you to capture non-sharpness with an universal kind of language quality marks out a considerable part of your production, that are in a certain sense representative of the relationship between emotion and memory. How would you define the relationship between abstraction and representation in your practice? In particular, do you think that abstraction is a way to induce the viewers to elaborate personal associations?
Because most of my works have figurative elements, either portraits or objects, they are first of all not abstract. But they are also abstract insofar as they have some abstract elements. The abstraction itself, however, is communicated on a conceptual level via the represented form.
It is the external objects that create the connection between abstraction and representation in my works. If an idea is realized in an object or a portrait, that’s where the focus will be. It is less about using a known narrative form than about the execution. The craftsmanship. The figurative element is the way in which the thoughts are realized, one could say. The abstract part forms the dynamics that are used to underline the thought. This is the more natural part, the aspect that is not controlled. The precisely developed representational part forms the contrast.
We would like to pose some questions about the balance established by colors and texture: we have really appreciated the vibrancy of the colors that saturate your canvas, and especially the wayin Diakonie they suggest plasticity and even such a tactile feeling. How did you come about settling on your color palette? And how much does your own psychological make-up determine the nuances of tones you decide to use in a piece and in particular, how do you develope a painting’s texture?
As you can see, my palettes do not follow set rules. Certain color compositions develop before the inner eye, which I then transfer to the canvas. It certainly cannot be denied that, over time and with the creation of more and more works, a certain color spectrum or recurring color combinations have developed. But there are no set rules. Also, some of the works that are in the black-and-white spectrum have been created independently of one another, for example Der Kämpfer (Fighter) a proxy figure of a fighter that I created for the NGO Diakonie Katastrophenhilfe to raise awareness about the situation in Congo in 2010. I associate these tones with violence, death, mourning and the cruelty of war. The portrayed face reflects the harsh reality.
We have appreciated the way your paintings shows a coherent equilibrium concerning the composition: as you have remarked once, through observation of the environment, the visual idea in pictorial form is constituted. The multilayered experience to whom you invite the viewers gives a permanence to the cycle between your inner world and the outside. You draw a lot from a variety of socio political aspects of our contemporary age, so we would take this occasion to ask you what is the role of personal experience in your process and if in your opinion it is an absolutely indespensable part of a creative process… Do you think that a creative process could be disconnected from direct experience?
Personal experience certainly plays a role in the creative process. I always consider contemporary subjects in connection with the momentous change that we are undergoing. This is one component. Also, external stimuli enter the creative process, which is very complex.
A further component is our own constitution. The question is, to what extent does it initiate a creative process? Certainly, the intensity with which we perceive an impulse and compare it with something known, something familiar, is also the trigger, that is to say, the decisive component. Yet, even in the “non-existence” of an experience, this impulse can be integrated as a component that is “not known,” which causes the kind of impulse that is triggered precisely by something that is not known.
Over these years you have exhibited in several occasions including your recent show ARSENAL, in Berlin. One of the hallmarks of your work is the capability to create direct involvement with the viewers, who are urged to evolve from a condition of mere spectatorship. So before leaving this conversation we would like to pose a question about the nature of the relationship of your art with your audience. Do you consider the issue of audience reception as being a crucial component of your decision-making process, in terms of what type of language is used in a particular context?
Creating a work of art is something very personal. The development of a painting takes a lot of time and begins to take shape in a moment when there is an inkling, a feeling or knowledge that might develop further in the right direction, in a coherent direction. This takes concentration and energy. In this, as in the process that follows – the execution – there is no room for anything else. You yourself are the only spectator, while you move from the position of the executor to that of the viewer and back. The focus is on the subject matter and on the idea, and so, in the initial phases, the spectator does not enter into my thought process.
Thanks a lot for your time and for sharing your thoughts, Dikla. Finally, would you like to tell us readers something about your future projects? How do you see your work evolving?
And I thank you.
At the center of my latest works are consumer products. The works are photographs, a series of objects that are taken from everyday life and depicted from different perspectives. Precision and the treatment of the material as well as the multitude of detail are important elements. Visualizing the idea was only possible using a high-definition camera. This led to a particular form language that gives very precise depictions but produces objects that cannot always be recognized in an instant. The shadowing, first of all, makes the idea graspable; and secondly, it creates a shape of its own and a particular atmosphere. These photographs were on show for the first time this year at the Hohenstaufensaal in Annweiler am Trifels, Germany, and some of them will be shown at the CICA Museum in Korea this year as well. You can also go to www.diklastern.com to get an impression.
How do you see your work evolving?
Well, several exhibitions for this and the next year are in the planning stage. For example, there will be another exhibition at the Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen an der Ems, Germany. And I will be travelling for several months for a project that will take me to different countries. I expect new ideas will arise from this. You can follow the process on my website.
Berlin, © Oktober 2014/ Ausgabe 70, Michael Rädel
LE GRAND OPENING
Was ist weiblich, was ist männlich? Oder gibt es gar keine Zweigeschlechtigkeit, sondern nur Mischformen? Ein Thema, dessen sich auch die Künstlerin Dikla Stern schon angenommen hat. Ihre Werke zeigen oft Schönheiten, deren Geschlecht nicht eindeutig einzuordnen ist. Oder man denkt, dass das Geschlecht klar zu erkennen ist, und liegt falsch. In ihrer Ausstellung LE GRAND OPENING in Mein Haus am See in Berlins hipper Mitte werden diese und andere Werke ausgestellt. Der Eintritt ist frei!
WAS IST DAS GROSSE THEMA DEINER AUSSTELLUNG?
In LE GRAND OPENING geht es um das große Ganze aus verschiedenen Blickwinkeln. Wie der französisch-englische Titel in Verbindung mit der Arbeit “Werk 324/Sieben” zeigt, gibt dieser einen Hinweis auf das, was folgen könnte. Nämlich einen ernsten und gleichzeitig satirischen Blick von und über die wahrgenommene Welt, sowohl aus einer intellektuellen als auch emotionalen Perspektive. Es geht um das Erleben, das gefühlte Außen und das Erfassen von Stimmungen. Es geht um Beobachtung und Schlussfolgerung, Charaktere und Deutungen und das Zurückgeworfenwerden auf sich selbst, weniger um methodische Vorgaben und Thematiken.
DEIN BILD “WELTENKINDER” ZEIGT KEINEN MANN, ODER?
Ob “Weltenkinder” eine Frau ist? In “Weltenkinder” geht es vorrangig um Menschenwesen mit ihren vielen verschiedenen Anteilen, per se erst mal nicht definiert. Es bleibt frei, ob man ein geschlechtsloses Wesen sehen möchte, einen Mann mit gelebten weiblichen Charaktereigenschaften, eine Frau in männerbehafteten Verhaltensweisen, einen Asexuellen oder eine Kombination aus weiblichen und männlichen Anteilen in verschiedenem Maße in einer Person. Also aus dem, was alle Menschen in verschiedenen Kombinationen besitzen und es entweder zeigen wollen, dürfen oder können.
GLAUBST DU AN DIE ZWEIGESCHLECHTIGKEIT?
Für mich existiert vorab auf der einfachsten Stufe nur ein biologischer Unterschied von Frau und Mann in verschiedener Ausprägung der Geschlechtsmerkmale mit dem dazugehörigen genetischen Einfluss (verschiedenen Anteilen und biochemischen Abläufen) und wiederholenden, teilweise ähnlichen Strukturen und Verhaltensweisen in der Basis. Danach hört für mich die Unterscheidung auf. Von da ab zählen soziale Strukturen, Gesellschaftsformen, politische Ideologien und die daraus resultierende “gesellschaftliche Zweigeschlechtlichkeit”. Aber das Innere eines jeden Einzelnen ist weitaus mehr als nur eine Unterteilung in “Mann oder Frau”.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in circa vierzig Generationen diese Begriffe und Aufteilung nicht mehr geben wird. Die Aufteilung Mann/Frau ist eine Diskriminierung genauso wie die Begriffe schwul/lesbisch. Wenn man aber erkennt, dass wir alle gleich sind, mit verschiedenen Anteilen, dann wird man vielleicht sagen: “Das ist Mensch – männlicher Natur mit starkem männlichen/weiblichen Anteil”, oder “Das ist Mensch – weiblicher Natur mit starkem weiblichen/männlichen Anteil”, unabhängig von der sexuellen Orientierung oder Anzahl der Partner und dem Lebensmodell für beide Geschlechter. Dabei gibt es weder richtige noch falsche Identitäten – nur verschiedene.
DIKLA STERN: LE GRAND OPENING, BIS 8. OKTOBER, MEIN HAUS AM SEE (MHAS), BRUNNENSTR. 197 – 198, U ROSENTHALER PLATZ/ ECKE TORSTR., EINTRITT FREI, FINISSAGE: 8. OKTOBER, 19 UHR
© 13.09.2011
Ein.Interview.mit.Dikla.Stern: ‘Eine Reise nach Jerusalem mit Pinkelpause in der Wüste’ ist noch bis zum 23.10.2011 zu Gast in Mannheim – eine Ausstellung der Künstlerin Dikla Stern in der Stoffwechsel Galerie.
Vernissage war am 11.09.2011 10.53 Uhr – Wir haben uns wohl gefühlt, aktiviert, weniger instrumentalisiert und nicht mehr so gruppiert. Daher haben wir uns darauf geeinigt, einen Besuch der Ausstellung als äußerst befriedigend anzusehen und haben beschlossen, diesen Monat unser besonderes Augenmerk auf jene zu richten. Hierzu hat zypogh.nachgefragt…
Wie bist du Künstlerin geworden?
Wie wird man Künstler? Weil ich keine Sekretärin sein wollte. Auch nicht Stewardess, Ingenieur, Lehrer, Anwalt, Beamte, Berufssoldat, Pädagoge, Händler, Optiker, Florist, Zahntechniker, Arzt, Einkäufer, Drucker, Schauspieler, Unternehmensberater und weitere 150 Berufe. Ich glaube, dass der Mensch etwas mitbekommt, sagen wir ein Talent. Trieb und Neugier lassen dich dieses Talent weiterentwickeln, d.h. du bist ständig in Bewegung und schaffst. Machst dein Ding ohne das, was du tust, zu bewerten – ob du jetzt Künstler bist oder nicht. Man ist es, man wird es nicht. Von außen heißt es irgendwann ‘Du bist Künstler’
Fluch und Segen ist sicherlich die Förderung meiner Eltern. Mein Vater schenkte mir eine Kamera (nachdem ich mit fünf Jahren den Musik- den Ballettunterricht sowie später auch den Religionsunterricht boykottiert habe) und die wurde mein Begleiter, mit zehn Jahren habe ich das erste Mal meine Bilder selbst entwickelt. Die Malerei wurde erst viel später vertieft.
Die Hauptprägung kam jedoch stark aus der Literatur. Über die Literatur setzte ich Situationen aus Texten im Geist bildlich um. Später dann real. Die Schreibkunst mit der Musikkunst sind, für mich, die noch höheren Künste im Vergleich zu anderen Kunstrichtungen.
Warum gerade die Schreibkunst?
Sie ist abstrakter und bietet dir keine vorgefertigten Bilder. Sie lässt dir deine eigene Vorstellung. Sie gibt mehr Raum. Und das Vorstellungvermögen ist endlos, sowohl beim Verfasser als auch beim Leser. Klar, dies lässt sich auch auf die bildende Kunst übertragen. Und auch wie beim Verfassen von Texten ist bei der Entstehung eines Werkes alles offen – jedoch nur bei demjenigen, der es erschafft. Der Betrachter eines Kunstwerks wird vor vollendete Tatsachen gestellt und erblickt mit einer Sekunde eine komplette Bildwelt, die er sich nicht vorstellt, sondern erlebt. Ab dem Zeitpunkt des Betrachtens fängt er an, seine Geschichte zu denken – weiterzudenken oder weiter zu empfinden.
Wie bist du politische Künstlerin geworden?
Auch hier wieder, man wird nicht politische Künstlerin. Du bist politisch interessiert oder nicht. Die Umsetzung über das Medium ist nur ein Mittel, aber die Haltung ist das, was du bist. Es stand nie zur Debatte, nicht politisch interessiert zu sein. Und in Israel geboren zu sein, liefert immer Stoff für Diskussionen. Das eine als auch das andere sind Gegebenheiten, die ich nicht ignorieren kann. Zusätzlich kommt der Aspekt hinzu, in Deutschland aufgewachsen zu sein – in einer christlichen Kleinstadt als einzige jüdische Familie. Und das Mitte der Siebziger Jahre. Dadurch bekommt man einiges mit. Mehrere Religionen, mehrere Kulturen. Einblicke. Situationen. Persönlich wurde ich von anderen Menschen aufgrund dieser Kombination oft sofort in politische Diskussionen verwickelt und auch sehr schnell als a) Opfer, b) politische israelische Aktivistin oder c) als Denunziantin beurteilt oder verurteilt. In manchen Situationen sind diese Diskussionen oder voreiligen Schlüsse absolut fehl am Platz und falsch.
Du nimmst uns hier mit auf ‘eine Reise nach Jerusalem mit Pinkelpause in der Wüste’. Was können wir uns darunter vorstellen?
Der Titel kam zustande aufgrund zwiespältiger Erfahrungen mit der Stadt. D.h. ein Mal eine extrem positive und ein anderes Mal eine extrem negative Erfahrung. Was sicherlich sehr interessant ist, sind die vielen Religionen auf einer extrem kleinen Fläche und die damit verbundenen Eindrücke und Empfindungen, welches subjektiv die positive Erfahrung war. Auf der anderen Seite führt diese Vielfältigkeit notwendigerweise zu Spannungen zwischen den jeweiligen Gruppen und zu Auseinandersetzungen innerhalb der verschiedenen Gruppen, welches die negative Erfahrung war.
Die hohen Sicherheitsmaßnahmen von Seiten der Israelis, die religiösen Gruppen, welche sich anscheinend nichts zu sagen haben – es sei denn es handelt sich um ‘heiliges’ Eigentum, das aneinander Vorbeilaufen, die Separation der Stadtteile, nämlich gruppiert, da kommt schon die Frage auf – so viel Religion und nichts verstanden? Oder aber ich habe nichts verstanden. Daher die Pinkelpause.
Es ist eine Reise nach Jerusalem, weil ich tatsächlich auf mehreren Reisen versucht habe, diese Stadt zu erfassen – Worum geht es dort eigentlich? Handelt es sich hier um politische Interessen außerhalb der Grenzen, die sich in dieser Stadt entladen oder sind es die Ereignisse in der Stadt selbst. Liegt die Spannung am Politischen, am Religiösen, am Gesellschaftlichen? Geht es nur um Eigentum?
Es ist auch die Pinkelpause in der Wüste, da diese Reise auch in die Wüste ging. Gerade einmal 1 Stunde Fahrt aus der Stadt hinaus und die Judäische Wüste erstreckt sich vor einem und bietet dir ein komplettes Kontrastprogramm zu Jerusalem – ruhig, frei, neutral, entspannt. Das dient auch ein bisschen dazu, Jerusalem auf das runter zu holen, was es ist und nicht immer das, was von außen gesagt wird. Vieles wird dort nämlich als ‘Heilig’ deklariert – es ist aber eben z.B. nur eine Mauer, mit geschichtlichem Wert. So werden ‘Bagels’ heilig, die Via Dolorosa, eben alles, von allen.
Was willst du durch die Ausstellung transportieren?
Die Ausstellung ist ‘Tacheles’ eine Perspektive von Jerusalem, wie es ist. Eine Stadt mit vielen Problemen, eine arme Stadt, eine religiöse Stadt, in der die säkularen Gruppierungen verdrängt werden, eine Stadt in der politisch nicht richtig gehandelt und verhandelt wird, eine gespaltene Stadt, eine gruppierte Stadt. Viele Menschen haben keine Sympathie für die jeweils anderen Gruppen. Obwohl alles eng beieinander liegt, spürt man die Antipathie und bekommt sie natürlich auch mit.
Die Religiosität ist ein Faktor, den ich akzeptieren muss, dennoch, glaube ich, die Instrumentalisierung der Religion für politische Interessen zu erkennen. Die Probleme dürfen nicht über eine Religion gelöst werden, sondern müssen separat und sachlicher geführt werden. Letztendlich meine ich, geht es um Gewinn und Geld. Dabei sollte die Religion nicht wie ein Schild vor sich getragen werden. Das hilft nicht weiter. Dadurch wird Fanatismus und Aggressivität geschürt. Und da mach ich nicht mit.
Also es ist der permanente Versuch, verzerrte Darstellung zu entzerren und die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind und auch in schwierigen Zeiten die Flucht nicht in der Religion zu finden, da es kein Hilfsmittel zur Lösung der Probleme ist, sondern eher eine emotionale Beruhigung, um die Angst mit sich gegenüber der Welt zu ertragen, für einen Moment. Das will ich damit transportieren.
Bei der Vernissage hattest du angekreidet, dass ‘Brot und Spiele’ vorherrschen. Was genau meinst du damit?
Brot und Spiele ist ja bekanntlich die Art und Weise ein Volk ruhig zu stellen, damit es ja nicht auf die Idee kommt, politische Ereignisse zu hinterfragen und eventuell noch aktiv zu werden. Sprich, du wirst heute von so viel ‘Medien- und Spektakelmüll’ überhäuft, um nicht in eine Situation zu kommen, in der du eventuell das Außenstehende reflektierst. Die Massenunterhaltung ist stets präsent – Fußball, große Kinoeinrichtungen mit Ansagen, Fanmeilen, Massenfeste mit Saus, Braus und Gesang, pseudopolitische Veranstaltung seitens Politik und Wirtschaft mit Häppchen, und dann das Internet. Das bedeutet, es wird versucht, dich permanent abzulenken mit sogenannten ‘Spaß- und Fressfaktoren’. Man kann aber Dinge nur reflektieren, wenn man Ruhe hat und diesen Rückzugsort ‘Ruhe’ gibt es kaum noch.
Aber gerade jetzt ist es wichtig, genauer hinzuschauen, was passiert. Nicht aus einem spontanen Gefühl heraus, aus einer kurzen aufflammenden Emotionalität, sondern aus Interesse an uns selbst. In all den Jahren, in denen ich die israelische Politik beobachtet habe, fragte ich mich immer wieder, warum die Menschen nicht auf die Straße gehen, um gegen die Verhältnisse in dem Land zu demonstrieren. Mit vielen Menschen hatte ich Gespräche, um rauszufinden, woran dies lag. Keiner hatte eine gute Antwort. Und plötzlich kam die Riesendemonstration in Gang, es hatte teilweise etwas von einem Woodstock-Happening und die Menschen gingen auf die Straße. Mit Ihnen ich. Hier demonstrierten ca. 400.000 von ca. 7.7 Mio. Menschen.
Das spricht Bände. Das sind klare Zeichen.
Möchtest du mit dieser Ausstellung einen dieser notwendigen Ruheräume schaffen?
Menschen, die sich auf den Weg machen, wie z.B. in die Galerie, sind interessiert und somit aktiv. Was dann letztendlich in der Galerie passiert, d.h. welche Gedanken, Gefühle, Fragen oder Bestätigungen den einzelnen erfasst, kann ich nicht wissen. Aber ich denke, ab dem Moment, in dem der Einzelne vor den Bildern steht oder der Installation oder den Fotos, wird erst einmal aufgenommen. Vielleicht empfindet der Eine oder Andere so etwas wie Ruhe. Der Raum an sich ist aber nicht als Ruheraum gedacht, sondern im Gegenteil als ein Ort, in dem er das, was er sieht, in Ruhe auf sich wirken lassen kann. Aber nein, kein Ruheraum.
In der Ausstellung verbindest du sehr viele Kunstformen: Installation, Malerei, Fotografie. Hinzu kommt noch die komplette Gestaltung der Räume. Wie wichtig ist dir diese Vielfalt?
Generell ist Vielfalt für mich sehr wichtig. Ich möchte wählen können, wie ich was in welcher Form umsetze. Es gibt Ideen, die entstehen als Bild, andere wiederum als Installation, dreidimensional und wieder andere Situationen lassen sich gut in der Fotografie ausdrücken oder in anderen Techniken. Es gibt einfach sehr, sehr viele Techniken und Umsetzungen. Je mehr Variationsmöglichkeiten gegeben sind, desto vielfältiger kannst du arbeiten. Das soll nicht heißen, dass man nicht mit einer Technik viel schaffen kann, kann man natürlich. Aber jeder Zusatz ist noch eine Möglichkeit, seine Visionen umzusetzen, seine Fantasie auszubauen und Vorstellungen greifbar zu machen, verschiedene Materialien miteinzubeziehen oder bewusst wegzulassen, höher. Bei den Schwarz-Weiß-Fotografien wird z.B. ein Moment aufgenommen, den es tatsächlich gegeben hat, dieser Moment wird transportiert und der Betrachter erhält diese Information, den Moment. Aber egal für welche Form du dich entscheidest, denn darum geht es, um die Entscheidung, musst du dich entscheiden.
Beim betenden Soldaten, der am Busbahnhof stand, habe ich mich bspw. für die Malerei entschieden, um eine Atmosphäre zu schaffen, die über die Fotografie nicht möglich ist. Auch hier wieder die Entscheidungen, wie und wie viel, welche Form der Emotionalität, Farben, Komposition, Gefühl, … usw.
Aber auch weitere Komponenten lassen sich in der Umsetzung miteinbeziehen. Wird es ernst, zynisch, lächerlich, humorvoll. Und es gibt manchmal Situationen, die sind einfach unheimlich witzig, die sind einfach wirklich witzig und diese Form ist auch wunderbar umsetzbar, so dass andere dann auch darüber lächeln können, und das tun sie, wie z.B. der Text aus der Pressemitteilung der UNO von 1950 welcher als Text in die Ausstellung miteinbezogen wurde. Dieser Text bringt die ‘Jerusalemer Situation’ ziemlich auf den Punkt. Das haben viele sofort verstanden.
Letztendlich geht jeder Form eines gestalteten Bildes, hunderte von Entscheidungen voraus. So ist das Bild letztendlich eine Akkumulation von Entscheidungen. Und so auch der Raum welcher ein Bild wird, in meinem Fall. Die Petra ist da echt super – Danke Petra! – dass sie den Freigeist hat: ‘Nimm die Galerie und mach aus ihr, was du willst!’ Du hast dadurch unglaublich viel Freiraum, der in der realen Welt immer zunehmend eingeschränkt wird. Die Werbung im öffentlichen Raum wird zugelassen, Lebensqualität für den Menschen dagegen eingeschränkt. Schon ver-rückt.
Ist die Fotografie immer Ausgangspunkt für deine Bilder?
Es kommt auf die Situation darauf an. Wenn wir jetzt über ‘Ginger I oder die Wüstenfrau’ sprechen, so basiert das Bild auf einem Selbstfoto. Ginger ist in der Wüste am toten Meer entstanden.
Meine Arbeiten sind Geschichten, welche sich hinter den Bildern verbergen. Es ist ein Moment verbunden mit einer Story, meistens mit außergewöhnlichen Ereignissen, Beobachtungen, Erfahrungen oder verzerrten Situationen. In dem Fall war es die Wüste mit den Pools, was ich interessant fand. Die meisten Menschen, glaube ich, verbinden mit Wüste etwas Trockenes und Warmes, am Tag, Kaltes in der Nacht, nehme ich an. Wenn man sich jetzt aber in den Wüstenabschnitt am toten Meer begibt, erstrecken sich teilweise Pools. Das ist ungewöhnlich weil diese hier erschaffen wurden. Das fand ich bizarr, da du in diesem Pool liegst und die Wüste anschaust und Sie dich. Generell ging es mir ums Eintauchen in diese Welt. Die Wüste ist ein unheimlich schöner Rückzugsort. Es gibt Orte im Sinai, in denen es keinen Strom gibt, keine Werbung, keinen Fernseher, kein Radio, kein Internet, kein Handy – nur Sonne, Trockenheit, Natur, sternklarer Himmel, Hängematten, und vielleicht 10 Menschen. Daher ‘Ginger I oder die Wüstenfrau’ – die Erschaffung einer Symbiose von Wüste und Pool. Eine Parodie.
In deinen Bildern herrschen – gerade bei den gegenständlichen Motiven und den Personen, die du malst – eher harte. geometrische Formen vor. Wie hat sich dieser Stil entwickelt?
Mir ist vieles zu weich, langweilig, verwischt, nicht klar genug. Daher sind meine Anfänge auch noch viel extremer in der visuellen Gestaltung bis ich gelernte habe, wie ich mit der Geometrie umzugehen habe. Die Anfangsphasen waren Lernphasen, Experimentierphasen, eben Abenteuer. Ist die Idee so, wie ich es mir vorstelle, umsetzbar oder klappt es gar nicht? Das extrem Klare hat mir durch die geometrische Form gefallen und wurde meine Signatur. Sicherlich auch ein Stück meines Charakters, da ich sonst die Arbeiten nicht so machen würde, wie sie sind. Eben nicht weich, sondern mit Ecken und Kanten. Klare Ansagen und deutlich, dann bin ich interessiert. Es gibt keine Rundungen in den meisten Bildern, es gibt absolut keine Rundungen, es gibt nur Winkel, Ecken und Flächen… … außer in ‘it happened one day!?
Ja, das war einfach, um eine Dynamik herzustellen, da auch diese Form eine Parodie ist, nämlich über die Gasmaske. Es stimmt schon, die meisten Bilder sind geometrisch. Doch möchte ich mich nicht festlegen sondern mir immer wieder den Freiraum nehmen, zu experimentieren. So werden manchmal festgefahrene Strukturen aufgelöst oder verändert oder andere Techniken miteinbezogen, wie z.B. die Zeitungscollage.
Wir begeben uns in Mannheim auf eine Reise nach Jerusalem – in einer Ausstellung von einer Künstlerin, die zwischen Berlin und Tel Aviv pendelt. Was verbindet dich mit Mannheim?
In Mannheim habe ich meine Jugend verbracht, lange gelebt und später studiert und in Tel Aviv bin ich geboren, habe dort später auch gelebt und studiert aber ich fühle mich nicht mit der Stadt Mannheim verbunden, dann doch eher mit Menschen mit denen ich Mannheim erlebt und gelebt habe. Also Freunde.
Was war der Antrieb aus Mannheim weg und nach Berlin zu gehen?
Mannheim wurde zu klein. Als Künstler kommt man schnell an seine Grenzen, erhält nicht die Plattform, welche man braucht, um arbeiten zu können und ist eher mit der Szene eine Randgruppe und weniger integriert im Leben selbst. Die Künstler in Mannheim haben es nicht leicht, da sie oft nicht verstanden werden. Für andere Gruppen sind in Mannheim dann Künstler interessant, wenn aus Ihnen Profit geschlagen werden kann. Aus ökonomischen Aspekten. Als Event, als Spektakel. Und die kleine, freie Kunstszene, die es noch in Mannheim gibt, muss immer um Ihre Existenz kämpfen wenn sie da nicht mitmachen will.
Komplett anders ist es da in Tel Aviv oder Berlin und dabei ist Tel Aviv gar nicht viel größer als Mannheim. Ohne Außenbezirke auch gerade mal knapp 400 000 Einwohner. Dort herrscht eine ganze Musikszene, in Berlin eine enorme Musik- und Kunstszene. Das gehört zum Leben. In Mannheim hat man das Gefühl, das gehört ins Museum. Leider. Kunst wird nicht so gesehen, wie sie ist, nämlich frei. Die Möglichkeiten sind auch geringer, es fehlen Flächen. Folglich ziehen viele junge Leute weg und auch die Kreativen. Fatal für eine Stadtentwicklung. Fatal für eine Gesellschaft wenn junge, gut ausgebildete, andersdenkende Menschen abziehen. Fatal.
Was wird die Zukunft bringen? Bleibt es bei Berlin und Tel Aviv?
Momentan ist es Berlin. Was die Zukunft ist – ich werde sehen.
Martyna Swiatczak für zypogh mit ganz besonderem Dank an Dikla Stern – 13.09.2011